Bundesliga
Zahnlose Wölfe
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| Montag, 8. Februar 2016Der VfL Wolfsburg kann nicht mehr gewinnen. Nach sieben sieglosen Spielen in Folge geht beim Werksklub die Angst um. Außerdem: Panik in Hannover und Hoffenheim, willensstarke Münchner und Freudenstimmung in Stuttgart
In Wolfsburg ziehen immer dunklere Wolken auf. Auch auf Schalke ziehen die Wölfe nach 90 Minuten den Kürzeren. Marcus Bark (Spiegel Online) rät den VfL-Anhängern von zukünftigen Auswärtsfahrten ab: „Die mit vielen Werksmillionen aufgepäppelte Mannschaft gewann keines der vergangenen sieben Spiele in der Bundesliga. Eine solche Serie ist vielleicht noch mit einigen Verletzungen zu erklären, auch mit der Sperre für Luiz Gustavo, der in der Gelsenkirchener Arena fehlte. Aber dass die Wolfsburger in derselben Liga, in der auch etwa Hannover 96 spielt, nach 20 Spieltagen den letzten Platz der Auswärtstabelle belegt, ist eine dramatische Entwicklung.“
Eine Mannschaft wie Wolfsburg darf keine sieben Spiele in Folge sieglos bleiben
Nach Ansicht von Lars Wallrodt (Welt) hapert es in Wolfsburg an der Einstellung: „Eine Spitzenmannschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch im Alltagsgeschäft das Maximum will. Und das ist in Wolfsburg derzeit eindeutig nicht der Fall. Eine Mannschaft, die Hochkaräter wie Julian Draxler, Naldo und Max Kruse in ihren Reihen hat, darf keine sieben Spiele in Folge sieglos bleiben. Basta! Warum sie es dennoch getan hat? Weil es in Wolfsburg offenbar kein Umfeld gibt, das die Spieler zu Höchstleistungen pusht.“
Klaus Hoeltzenbein (FAZ) vermisst Kevin De Bruyne: „Den Autoritätsverlust dieser Mannschaft nach der Trennung von De Bruyne hat Manager Klaus Allofs durch das Engagement von viel Prominenz aus der deutschen Nationalmannschaft aufzufangen versucht (Draxler, Kruse, Schürrle), doch das macht es nur noch augenfälliger, dass diese Organisation derzeit ein Führungsspieler-Vakuum verwalten muss. Perspektivisch gibt es zudem ein gravierendes Problem: Teure Transfers werden der von der Diesel-Krise geplagten Belegschaft von VW kaum zu vermitteln sein.“
Wie ein Bademeister, der nicht schwimmen kann
In Hannover sind die Sorgen noch größer. Platz 18 und sieben Punkte Rückstand auf den retten 15. Platz sprechen eine deutliche Sprache. Frank Lüdecke (Tagesspiegel) ist verwirrt: „In Hannover hadern sie mit einer äußerst mysteriösen Raum-Zeit-Verschiebung: Man steht zwar mit einem Bein in der Zweiten Liga, spielt aber bereits wie ein Drittligist. Dabei hat Hannover 96 extra einen Retter verpflichtet. Trainer Thomas Schaaf, der den Fußball damals nach Bremen brachte. Drei Spiele hatte der neue Coach bislang. Und alle drei wurden verloren. Was ist das für eine Bilanz, fragt man sich? Das ist doch keine Bilanz für einen Retter. So ein Retter ist ja wie ein Bademeister, der nicht schwimmen kann.“
Panische Spieler
Ebenfalls mit dem Latein am Ende: die TSG Hoffenheim. Hier wird aber wenigstens noch gekämpft, wie Roland Zorn (FAZ) feststellt: „Am fehlenden Kampfgeist lag es nicht, dass Hoffenheim auch in der zweiten Hälfte keinen Zentimeter vorankam. Die im Gegensatz zu ihrem Coach panischen Spieler verpassten bei aller Feldüberlegenheit jedes Mal den richtigen Moment zum Abschluss und stolperten so in eine weitere Niederlage, die Rajkovics erster Saisontreffer für seinen neuen Klub besiegelte.“
Der FC Bayern zeigt Stärke und Geschlossenheit
Maulwurf-Affäre, Verletzungspech und angebliche Undiszipliniertheiten: Auch beim FC Bayern weht derzeit ein ungewohnt rauer Wind. Ivo Hrstic (Sport1.de) ist dennoch begeistert: „Das Unentschieden in Leverkusen brachte die Erkenntnis, dass auch die Mannschaft bereit ist eine Reaktion zu zeigen. Trotz Abwehrsorgen und eines für mich unberechtigten Platzverweises gegen Xabi Alonso hielt der Tabellenführer gegen lauf- und kampfstarke Leverkusener dagegen. Eine Glanzleistung sieht zwar anders aus, aber nach Thomas Müllers Einwechslung war sogar der Wille da, mehr als nur einen bis dahin verdienten Punkt mitzunehmen. Wer eine Schwächephase oder gar Krise beim FC Bayern erwartet hatte, wird zumindest im Moment eines besseren belehrt, der FC Bayern zeigt eher Stärke und Geschlossenheit.“
Eine glänzende Ausgangsposition
Wo derzeit am lautesten gejubelt wird? Wahrscheinlich in Stuttgart. Dort feiert man am Wochenende den vierten Sieg in Serie. Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) freut sich über ungewohnt engagierte Spieler: „Wo der Weg von Kramny hinführt, ist ungewiss. Aber er befindet sich in einer glänzenden Ausgangsposition. Das Betriebsklima scheint zu stimmen, und hinzu kommt, dass die Spieler unter Zugzwang stehen. In Thomas Schneider, Armin Veh und Alexander Zorniger haben sich zuletzt drei Trainer an ihnen abgearbeitet. Sie sind dabei schnell gescheitert. Würde es auch unter Kramny nicht funktionieren, hätten die Spieler ein Problem, weil sie dann bald als untrainierbar gelten könnten. Diesen Eindruck wollen sie vermeiden – und entsprechend engagieren sie sich.“