Bundesliga
Veh muss gehen, Hannover ist überfordert und Bremen greift in die Trickkiste
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| Montag, 7. März 2016Eintracht Frankfurt trennt sich mit sofortiger Wirkung von Armin Veh. Zu früh? Zu spät? Die Presse ist zweigeteilt. Außerdem: Hannover 96 am Ende und zwei Bremer, die sich eine Auszeit gönnen
Armin Veh ist nicht mehr Trainer von Eintracht Frankfurt. Nach dem trostlosen Remis gegen Ingolstadt zieht die Vereinsführung die Reißleine. Christoph Ruf (Spiegel Online) hält sich in der Fankurve der Eintracht die Ohren zu: „Es war gar nicht mal allein die Tatsache, dass man gegen Ingolstadt erneut nicht gewinnen konnte, die Veh den Kopf kostete. Nicht die Tatsache, dass eine Mannschaft, die zu Hause bestenfalls unentschieden spielt, im Abstiegskampf kaum eine Chance hat. Vielleicht hätte man das noch eine Weile durchstehen können. Aber die Stimmung im Stadion war am Samstag so negativ, dass man sich kaum vorstellen konnte, wie die Frankfurter Mannschaft das so wichtige nächste Heimspiel in zwei Wochen gegen Hannover 96 halbwegs unverkrampft würde angehen können. Nicht mit einem Trainer Veh, der wohl schon vorm Anpfiff wieder so unerbittlich ausgepfiffen worden wäre wie am Samstag.“
So etwas sollte man aushalten können
René Kübler (Badische Zeitung) schüttelt mit dem Kopf: „Und wieder mal haben sich die Bosse eines Vereins den Stimmungsschwankungen ihrer Anhänger gebeugt. Natürlich hatten diese Grund zur Verärgerung. Veh hatte den Verein einst wegen mangelnder Perspektive verlassen, um dann doch irgendwann zurückzukehren – ohne Erfolg mitzubringen. Da darf man als Fan schon mal ungehalten sein. Als Entscheidungsträger sollte man aber in der Lage sein, so etwas auszuhalten. Besonders, wenn man bis zuletzt Vertrauen hat.“
Thomas Kilchenstein (FR) begrüßt die Entscheidung: „Die Entlassung des Trainers war unausweichlich, weil keinerlei Entwicklung zum Positiven zu sehen war. Alle Parameter deuten derzeit auf einen Abstieg hin. Armin Veh trägt die Verantwortung für das Ganze. Es ist seine Mannschaft, die er – gemeinsam mit Sportdirektor Bruno Hübner – so und nicht anders zusammengestellt hat, oft genug im Alleingang ohne Absprache. Und er hat sie heillos überschätzt.“
Der Spießer der Bundesliga
Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen geht nach dieser Saison in den Ruhestand. Martin Einsiedler (Tagesspiegel) erhofft sich für die Zukunft neue Impulse: „Die Geschwindigkeit, das Überdrehte des Fußballbetriebes, dagegen wollte Bruchhagen immer ankämpfen. Der 67-Jährige ist der Vernünftige, wer es böse mit ihm meint, würde sagen, der Spießer der Bundesliga. Deswegen wurde die Eintracht in den vergangenen 15 Jahren von Männern wie Willi Reimann, Friedhelm Funkel, Michael Skibbe, Thomas Schaaf oder eben Armin Veh trainiert. Alles Männer, die sich irgendwann einmal ihre Verdienste erworben hatten, aber auch alles Männer, die zumindest zu dem Zeitpunkt, als Bruchhagen sie holte, nicht für Fortschritt, sondern für die Vergangenheit standen.“
Jochen Tittmar (spox.com) begleitet Armin Veh zum Arbeitsamt: „Veh hat nach den 146 Tagen, die er zuletzt in Stuttgart arbeitete, erneut eine Rückkehr in ein bekanntes Umfeld gehörig in den Sand gesetzt. Forderungen nach personellen Verstärkungen oder mutigeren Herangehensweisen seitens seiner Vereine kommen von ihm häufig. Die Bewertung seiner Hauptaufgabe, der Arbeit an einer Mannschaft, fällt zuletzt allerdings mehr als ernüchternd aus. Vehs Ruf ist nun nachhaltig beschädigt. Es sollte nicht verwundern, wenn in Zukunft nicht nur der bisweilen kauzige Coach vom Profigeschäft, sondern auch die Branche von Veh die Schnauze voll haben wird.“
Hannover ist mit der Bundesliga überfordert
Auch in Hannover schlägt man die Hände vors Gesicht. Nach der Niederlage gegen Bremen rückt der Abstieg immer näher. Hendrik Buchheister (Spiegel Online) macht bereits den Deckel drauf: „Schaafs Durchhaltevermögen ehrt ihn, doch nach dem 1:4 gegen Werder käme es einer Sensation gleich, wenn Hannover die Klasse halten würde. Der Abstieg wäre die logische Konsequenz der vergangenen Jahre, in denen der Kader immer weiter an Substanz verlor, weil Leistungsträger wie Leonardo Bittencourt, Joselu oder Lars Stindl gingen und viel Durchschnitt kam. In Bremen zeigte die Mannschaft, dass sie mit der Bundesliga überfordert ist.“
Was für ein Betrug!
Patrick Krull (Welt) ärgert sich über geständige Bremer Gelbsünder: „Die Milchmädchenrechnung der Klubs geht so: Gegen die Bayern ist ohnehin nichts zu holen, also können wir die Spieler schonen und sie danach mit blütenweißer Weste wieder in die Schlacht werfen. Kartenkonto mit einem dreisten Griff in die Trickkiste leergeräumt, nach dem Bayern-Duell geht das Fußballspielerleben weiter. Wie bitter, was für ein Betrug!“