Deutsche Elf
Ausgerechnet Götze
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| Mittwoch, 30. März 2016Nach der stocksteifen Vorstellung gegen wieselflinke Engländer ist die Mannschaft von Jogi Löw gegen Angstgegner Italien um Wiedergutmachung bemüht. Nach 90 Minuten wird nicht nur der Italo-Fluch zu den Akten gelegt, sondern auch die ein wenig verpuffte EM-Euphorie neu entfacht
Ausgerechnet vor den Augen von Pep Guardiola präsentiert sich Mario Götze im Testspiel gegen Italien als Matchwinner. Martin Schneider (SZ) feiert das 17. Länderspieltor des gebürtigen Dortmunders: „Wer ihn dann sah, wie er auf den Knien auf dem Rasen rutschte, den er beim FC Bayern kaum noch betreten darf. Wie er die Fäuste ballte und gen Himmel schrie. Wer ihn so sah, der fragte sich, ob schon einmal jemand so über ein Tor in einem Freundschaftsspiel gejubelt hat.“
Der Gewinner des Abends
Auch Peter Ahrens und Rafael Buschmann (Spiegel Online) freuen sich für den derzeit bei den Bayern auf dem Abstellgleis stehenden Stürmer: „Der Testspielabend hatte vor allem eine große Aufgabe zu erfüllen, und die gelang mit Bravour: einem Spieler wieder zu Selbstvertrauen zu verhelfen, dem dies in den vergangenen Monaten gründlich abhandengekommen war. Ein Mario-Götze-Aufbauprogramm. Der 23-Jährige war so etwas wie der Gewinner des Abends. Den Treffer zum 2:0 erzielte er selbst, dazu auch noch mit dem Kopf, einem Körperteil, das Götze sonst eher wenig zum Toreschießen nutzt. Auch sonst zeigte er eine ordentliche Leistung, war eifrig und agil und durfte diesmal sogar 61 Minuten bis zu seiner Auswechslung durchspielen – das sind immerhin sieben Minuten mehr, als ihm der Bayern-Trainer Josep Guardiola in diesem Jahr in der Liga bisher an Spielpraxis zugestanden hat.“
Christian Eichler (FAZ) sitzt mit großen Augen vor dem Bildschirm: „Ein Kopfball zum zweiten deutschen Tor, ein Hackentrick auf dem Weg zum dritten, dazu einige federleichte Fußballmomente, die fast wieder wie vom alten Götze wirkten: Sein 50. Länderspiel war eine Erinnerung daran, welch großes, immer noch nicht vollständig eingelöstes Versprechen dieser Hochbegabte des deutschen Fußballs darstellt.“
Ein starker Mutmacher
Für die Elf von Jogi Löw beginnt nun die heiße Phase vor der EM. Sebastian Weßling (derwesten.de) ist guter Dinge: „Der deutliche Erfolg konnte nicht verbergen, dass es auf dem Weg nach Frankreich noch einige Baustellen gibt: Nach wie vor fehlen überzeugende Außenverteidiger, im Abwehrzentrum verkörpert ohne den verletzten Jerome Boateng nur Mats Hummels gehobene Klasse. Im Trainingslager wartet durchaus noch Arbeit auf den Weltmeister. Bislang allerdings ist es Bundestrainer Joachim Löw stets gelungen, seine Mannschaft punktgenau auf ein Großereignis vorzubereiten. Und der Abend von München ist ein starker Mutmacher, dass das auch dieses Mal gelingen wird.“
Auch Julien Wolff (Welt) lehnt sich entspannt zurück: „Der Bundestrainer kann mehrere positive Erkenntnisse aus der Partie vom Dienstagabend in München ziehen. Gegen die überraschend harmlosen Italiener zeigte sich seine gesamte Mannschaft im Defensivverhalten deutlich verbessert und stand viel stabiler. Ihre Einstellung stimmte. Sie tat das, was das Trainerteam gefordert hatte: Sie lieferte. Mit einem starken Toni Kroos als Anführer.“