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Bundesliga

Abstiegskampf – Langsam wird’s eng

Kai Butterweck | Montag, 11. April 2016 2 Kommentare

Nach 29 Spieltagen liegen noch neun Mannschaften unter dem Soll. Ist Hannover schon weg vom Fenster? Rutschen Hamburg, Stuttgart und Köln noch unten rein? Und kriegen Frankfurt und Bremen noch die Kurve? Fragen über Fragen

In Bremen ist die Stimmung im Keller. Momentan beträgt der Rückstand auf Platz 15 zwei Punkte. Daniel Raecke (Spiegel Online) wirft den Begriff Trainerwechsel in die Runde: „Lange hatte sich Werder auf einem guten Weg geglaubt. Von den ersten neun Pflichtspielen des Jahres verloren die Bremer nur zwei. Zwischendurch gelang sogar der Einzug ins Pokalhalbfinale. Aber die Schwerkraft hat Skripnik eingeholt. Die Niederlage gegen den FCA, der beim Anpfiff in der Tabelle noch hinter Bremen gelegen hatte, könnte Eichin tatsächlich zu der Erkenntnis gebracht haben, dass nur ein Trainerwechsel den zweiten Abstieg von Werder nach 1980 noch verhindern kann.“

Der letzte Warnschuss

Björn Knips (kreiszeitung.de) findet drastischere Worte: „Die Heimpleite gegen einen stark ersatzgeschwächten Tabellen-16. aus Augsburg war der letzte Warnschuss. Alle haben ihn gespürt – Fans, Spieler, Trainer, Offizielle. Bremen steht unter Schock. Und setzt es am nächsten Samstag gegen den VfL Wolfsburg die nächste Heimpleite, dann kann der Abstand zum rettenden Ufer schon fünf Punkte betragen – bei nur noch vier Spielen. Tschüss, Bundesliga! Dieses Risiko darf der Club nicht eingehen. Es wird ein Optimist gebraucht – und keiner, der wie Skripnik die Schuld bei anderen sucht und schon wie ein trauriger Absteiger aussieht. Ja, die Mannschaft hat sich angeblich voll hinter ihn gestellt. Das ehrt die Profis. Das zeigt ihre Loyalität gegenüber ihrem Chef und ihrem Club. Für den Rauswurf eines Trainer sind andere zuständig. Sportchef Thomas Eichin und Co. müssen aufgrund von Fakten handeln – und die sind eindeutig.“

Christian Kamp (FAZ) wundert sich: „Das Bremer Dilemma ist, dass es eigentlich schon viel zu lange dauert. Skripnik hat längst eine Reihe von Gründen geliefert, die ihn an einem ungeduldigeren Standort wohl schon früher den Job gekostet hätten. Während Trainer wie Ralph Hasenhüttl und Dirk Schuster es geschafft haben, aus bescheidenen Mitteln erstaunlich viel zu machen, hat Skripnik aus gar nicht mal so wenig nur ziemlich Dürftiges produziert. Zumindest, wenn man so etwas wie Struktur und System als Maßstab nimmt.“

Auch der Boulevard hat die Faxen dicke. Markus Balczuweit (Bild) macht der Bremer Vereinsführung Druck: „Skripnik hat im Laufe seiner Amtszeit nach und nach die nötigen Zutaten verloren, um tatsächlich der richtige Trainer für Werder zu sein. An ihm festzuhalten, ist unverantwortlich. Deshalb muss jetzt gehandelt werden. Werder braucht dringend frisches Blut auf der Trainerbank. Einen Mann, der Werder wieder Leben und Optimismus einhaucht. Eine Geschäftsführung, die das ignoriert, macht sich am Niedergang des Klubs schuldig.“

Die entscheidenden Fehler wurden in der Winterpause gemacht

Frankfurt verliert daheim gegen Hoffenheim. Die Folge: Der fünfte Abstieg binnen 20 Jahren rückt immer näher. Thomas Kilchenstein (FR) winkt bereits ab: „Die entscheidenden Fehler wurden in der Winterpause gemacht, als der viel besungene Neustart initiiert werden sollte. Das dazu akquirierte zusätzliche Personal, fünf an der Zahl, erwies sich als den Anforderungen nicht gewachsen. Personalentscheidungen sind das wichtigste, und bei Fabian, Huszti, Regäsel, Ben-Hatira und vor allem Ayhan lag die Eintracht komplett daneben. Und dann ist es der Eintracht in der entscheidenden Phase der Rückrunde nicht gelungen, Heimspiele gegen schwache Schalker, Hamburger, Ingolstädter oder jetzt Hoffenheimer zu gewinnen. Das allein hätte gereicht. Aber wer in den letzten acht Spielen nur zwei Tore fertig bringt, hat es eben auch nicht verdient.“

Wo ist der „Killerinstinkt“?

In Hamburg sehnt man sich nach Konstanz. Doch die ist in weiter Ferne. Nach der Heimschlappe gegen Darmstadt nimmt sich Lars Wallrodt (Welt) Trainer Bruno Labbadia zur Brust: Nach 29 Spieltagen Berg- und Talfahrt muss auch gefragt werden, welchen Anteil der Trainer an dem Auf und Ab hat. Die Defizite seiner Mannschaft liegen nämlich offenbar auch im mentalen Bereich. Denn während sich das Team gegen starke Gegner oft gut schlägt, tut sich der HSV gegen Kellerkonkurrenten schwer. Einen „Killerinstinkt“ hat Labbadia seinen Männern bislang nicht vermitteln können.“

Auch der VfB Stuttgart ist im Abstiegskampf noch lange nicht durch. Carlos Ubina (Stuttgarter Zeitung) sorgt sich: „Die Effektivität und Attraktivität aus den ersten Rückrundenpartien ist Unentschieden für Unentschieden, Niederlage für Niederlage verloren gegangen. Auch die Stabilität und Selbstsicherheit dieser fast schon euphorischen Saisonphase im Januar und Februar ist nicht mehr dieselbe. Der VfB wackelt wieder – und lässt so an der Mercedesstraße langsam die Sorge wachsen, dass es für die Stuttgarter in den verbleibenden fünf Begegnungen noch einmal verdammt eng werden könnte.“

Warum erst jetzt?

Und Hannover 96? Da geht nichts mehr, oder? Heiko Rehberg (haz.de) ist sich sicher: „Ja, es gibt viele Gründe, sich über den Fußballabend am Freitag in Berlin zu freuen. Hannover 96 hat Tore geschossen und ausnahmsweise nicht verloren. Beides ist neu. Und auch das war anders als zuletzt: Die Mannschaft lief, kämpfte – und spielte sogar teilweise sehenswerten Fußball. Das alles führt leider zu einer Frage, die die Freude über das Unentschieden bei einem Champions-League-Kandidaten trübt: Warum das alles erst jetzt, wo es zu spät ist? Denn daran besteht – leider, leider – weiter kein Zweifel, auch nicht nach dem Remis bei Hertha BSC: 96 wird absteigen.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Abstiegskampf – Langsam wird’s eng”

  1. Charly
    Montag, 11. April 2016 um 20:54

    Zum Thema Werder … und andere „Kandidaten“:

    Auch der Boulevard zürnt? Dann wird`s eng.
    Trainerwechsel unmittelbar vor Spieltag 30? Ein bewährtes Erfolgsmodell, wie Statistiker, Kilometer-, Sprintspeed- und Ballbesitzanteil-Analysten zu berichten wissen?
    Ich empfehle Ruhe, Konzentration auf das Wesentliche und vorübergehende Distanz zu Leuten, die davon leben, das Gegenteil zu tun.

  2. Nadja
    Montag, 25. April 2016 um 13:58

    Ein interessanter Beitrag. Schade, dass Hannover nun schon als Absteiger feststeht.

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