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Bundesliga

Bayer Leverkusen – Chaos mit Ansage

Kai Butterweck | Dienstag, 7. März 2017 1 Kommentar

Die Bayer-Uhr von Roger Schmidt ist abgelaufen. Nach der derben Klatsche in Dortmund ziehen die Verantwortlichen in Leverkusen die Reißleine

Roger Schmidt ist nicht mehr Trainer von Bayer 04 Leverkusen. Frank Nägele (ksta.de) wundert sich nicht: „Roger Schmidt hatte auf eine unfreiwillige Art ein letztes Mal Recht, als er nach dem 2:6 in Dortmund behauptete, man habe einen Schritt in die richtige Richtung getan. Allerdings in Richtung Trennung. Kein Trainer in der Geschichte von Bayer 04 Leverkusen hat mehr Schicksalsspiele absolviert als Schmidt. Keiner wurde in den sich wiederholenden Phasen sportlicher Krisen entschlossener geschützt. Allerdings hatte sich auch keiner, nicht einmal Bruno Labbadia, ohne Not selbst mehr persönliche Gegner gemacht als der sture Westfale.“

Christiane Mitatselis (Tagesspiegel) klärt den vom Hof Gejagten auf: „Schmidts offensives Spielsystem funktionierte überhaupt nicht mehr, vom einstigen Power-Fußball blieb nicht viel übrig. Meistens war – wie in Dortmund – die defensive Absicherung das größte Problem. Emblematisch für die Leverkusener Abwärtsfahrt ist die Entwicklung des defensiven Mittelfeldmannes Charles Aránguiz, der unter Schmidt immer schlechter spielte und verzweifelt wirkte.“

Kein Vertrauen in die Spielidee

Danial Montazeri (Spiegel Online) erklärt sich den Schlussstrich wie folgt: „Schmidts Taktik verlangt seinen Spielern viel Courage ab: Für gewöhnlich wird Fußballern eingebläut, sie müssten nach Ballverlusten schnell zurück vor das eigene Tor, Schmidt fordert das Gegenteil. Geht der Ball verloren, müssen ausnahmslos alle vorwärts und Gegendruck ausüben, baut der Gegner das Spiel auf, wird er früh attackiert, denn der Ball soll so weit vom eigenen Tor ferngehalten werden wie möglich. Das erfordert absolutes Vertrauen in die Spielidee. Vertrauen, das offenbar in die Brüche gegangen ist.“

Christian Kamp (FAZ) mag keine Wundertüten: „Schmidt hat bei Bayer ohne Frage Erfolge vorzuweisen. Unter seiner Anleitung haben einige hochtalentierte Nachwuchskräfte den Sprung ins Bundesligateam geschafft – wie überhaupt die Mannschaft zu den jüngsten der Liga gehört. Doch auch gemessen daran hat Schmidt schlicht zu wenig Konstanz und Verlässlichkeit ins Bayer-Spiel gebracht.“

Man ließ Schmidt gewähren

Philipp Selldorf (SZ) nimmt sich Rudi Völler zur Brust: „Schuld am Misslingen der Liaison ist jedoch nicht nur der Trainer, der sich auf bornierte Art mit seiner Lehre verrannte und vor den Spielern die Überzeugungskraft verloren hatte. Völler hat Schmidts fachliche Eignung zwar immer hoch gelobt, aber er hat es versäumt, den faszinierend sturen Mann zu zähmen und zu dirigieren. Bayer 04 ließ Schmidt gewähren und hat ihn dadurch allein gelassen. Auch so erklärt sich dessen einsame Weltsicht.“

Klaus Veit (fnp.de) reckt beide Daumen in die Höhe: „Die Zeit der Büttenredner ist vorbei, die Bayer-Verantwortlichen konnten ihren Chefcoach nicht mehr ernst nehmen. Dass sie am Sonntag die Reißleine zogen, das war eigentlich bereits überfällig. Zumal Schmidt nicht gerade dafür bekannt ist, ein selbstkritischer Mensch zu sein. Im Gegenteil: Der Mann, an dem auch mal die Frankfurter Eintracht Interesse hatte, sich aber einen Korb abholte, wirkt meistens arrogant bis unbelehrbar.“

Mit Tayfun Korkut präsentiert Bayer Leverkusen bereits einen Nachfolger. Jochen Rabe (spox.com) kratzt sich am Kopf: „Die Werkself begibt sich mit diesem zweigleisigen Kurs auf dünnes Eis. Denn was sind die Optionen? Korkut verpasst Europa und das Geschrei wird laut, ob es falsch war, Schmidt zu entlassen und stattdessen einen zuletzt nicht sonderlich erfolgreichen Trainer als Strohmann einzusetzen. Oder aber Korkut gewinnt eine Vielzahl der ausstehenden elf Spiele, qualifiziert sich für Europa und der Verein ist ebenfalls in einer schwierigen Situation. Denn Wunschtrainer würde er dadurch noch lange nicht werden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Bayer Leverkusen – Chaos mit Ansage”

  1. Charly
    Dienstag, 7. März 2017 um 19:34

    Zu Montazeri:
    Schmidt fordert bei Ballverlusten das gleiche wie z.B. Klopp, Pep, Nagelsmann und sogar der Carlo. Die 90-er sind längst vorbei.

    Zu Mitatselis/Kamp: Haben die Tabelle gelesen.

    Zu Veit: Beleidigtes Frankfurter(?) Würstchen?

    Zu Rabe: Kaffeesatz mit Spekulatius.

    Zu Selldorf:
    Wie immer distanziert und neutral. Angenehm.

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