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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Wenn der Helm brennt

Kai Butterweck | Dienstag, 25. April 2017 1 Kommentar

Schmähplakate, Beschimpfungen, Randale: Was derzeit auf den Rängen der Stadien losgetreten wird, bereitet der Presse große Sorgen

Woche für Woche wird der Hass in den deutschen Stadien sichtbarer. Peter Penders (FAZ) hat die Schnauze voll: „Die „Fankultur“ in Deutschland ist in weiten Teilen unappetitlich, und wer so etwas sagt, darf mit wütenden Protesten aus dieser Szene rechnen. Es denkt sich aber niemand mehr etwas dabei, wenn Spielern oder Anhängern des Gegners der Stinkefinger gezeigt wird und es zu wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen kommt, wenn denn nur körperliche Auseinandersetzungen ausbleiben. Die Sitten sind verkommen, die Toleranzschwelle hoch. Viel zu hoch.“

Mit Fankultur hat das nichts zu tun

Christian Löer (ksta.de) äußert sich nach dem Spiel Köln gegen Hoffenheim wie folgt: „Es steckt ja ohnehin mehr hinter den Schmähungen als die bloße Abneigung gegen die Person Hopp. Es geht um eine Entwicklung, für die er zu stehen scheint: Für einen Verein, den es ohne Hopps Geld so nicht gäbe. Darin sehen manche Fans das Ende des Fußballs – viele allerdings auch nicht. Doch klar ist, dass diese Leute nicht in der Lage sind, ihre Meinung auf originelle, kluge oder zumindest geschmackvolle Weise mitzuteilen. Mit Fankultur hat das jedenfalls nichts zu tun. So persönlich, wie die Tiraden scheinen, sind sie also nicht. Doch die Art, mit der am Freitag manche Fans ihre Systemkritik vorgetragen haben, ist nicht akzeptabel.“

Jan Christian Müller (FR) kennt auch eine andere Ultra-Seite: „Dass Ultras Geld für ein Kinderhospiz und weitere gute Zwecke sammeln, dass in Fanszenen vorbildliche Arbeit für Integration und gegen Radikalismus geleistet wird, dass dort Menschen Geborgenheit finden, die ihnen anderswo niemand bieten kann, all das geht derzeit leider unter, weil diejenigen, welche selbst die einfachsten Regeln eines gedeihlichen Miteinanders aufs Gröbste verletzten, die öffentliche und rechtsstaatliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

Haben sie gut hinbekommen, die Herrschaften im Stehblock

Christian Heimrich (fnp.de) „bedankt“ sich bei Stehplatz-Hohlbirnen: „Eintracht Frankfurt ist in dieser Saison sportlich neu durchgestartet. Die Mannschaft hat am heutigen Dienstag die Chance, ins Pokal-Finale einzuziehen – vor einem Millionen-Publikum vor den Fernsehern. Und ausgerechnet jetzt redet man im Land nicht über Frankfurter Fußball, sondern über Frankfurter Hetzplakate. Haben sie gut hinbekommen, die Herrschaften im Stehblock.“

Freddie Röckenhaus (SZ) stellt einen Verzicht-Antrag: „Julian Nagelsmann, Hoffenheims Trainer und mit 29 so jung, dass er Ultra sein könnte, hat sich nun getraut, in bester Fußballsprache die andere Seite zu beleuchten: „Die Leute müssen mal nachdenken, ob ihnen allen der Helm brennt. Da sprengt einer einen Bus in die Luft, zwei Tage später wird der HSV-Bus beschmissen, du fährst ins Stadion, und jeder zeigt dir den Mittelfinger.“ Der Fußball kann auf ganz viele Menschen nicht verzichten, weil Fußball aus Menschen besteht, die ihn zusammenhalten. Aber von jenen Grüppchen, denen da seit einiger Zeit der Helm brennt, muss er sich überzeugend distanzieren.“

Nils Balke (wr.de) fordert härtere Strafen: „Vereine sollten diejenigen, die sich daneben benehmen, für ihr Verhalten in die Pflicht nehmen und bei Geldstrafen zur Kasse bitten. Bisher haben zu viele Klubs viel zu lange eine Bestrafung umgangen und mit intensiver Betreuung von Problemfans die Hoffnung auf eine friedliche Fankultur verbunden. Vielleicht wird es Zeit für eine härtere Gangart.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Wenn der Helm brennt”

  1. Van Kuchen
    Montag, 1. Mai 2017 um 14:52

    Bestrafung ?

    Ja komisch, daß den Herrschenden und Berichtenden immer nichts besseres einfällt, als Bestrafung und Überwachung.

    Wie wäre es denn mal mit einer grundehrlichen Analyse des Kapitalismus? Ich empfehle da Kabarett von Volker Pispers, z.B Bis Neulich aus dem Jahre 2014

    Wenn eine solche stattfinden würde, würden viel ganz schnell merken, daß es gar nicht anders geht, in dem vorherrschenden System, zudem wir allerdings nie befragt wurden, ob wir so leben wollen.
    Ich jedenfalls will dies nicht.
    Diese Frage sollte dringend diskutiert werden.

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