Bundesliga
Krise in Dortmund – Wer trägt die Hauptschuld?
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| Dienstag, 7. November 2017Platz drei in der Bundesliga und fernab des Champions-League-Throns: Im Spätherbst 2017 weht in Dortmund ein eisiger Wind
Nach drei Liga-Pleiten in Serie herrscht in Dortmund dicke Luft. Pit Gottschalk (derwesten.de) nimmt sich die BVB-Defensive zur Brust: „Bosz bekommt seine Innenverteidigung einfach nicht in den Griff. Sokratis und der taumelnde Toprak sind gemeinsam nicht in der Lage, mit ihrer Erfahrung Flanken und Steilpässe unschädlich zu machen. Bei jedem Zuspiel des Gegners in die Mitte brennt der Strafraum: Wie soll dann Ruhe in den eigenen Spielaufbau kommen? Im Bayern-Spiel konnte man bestens sehen, wer Dortmund seit 2016 fehlt: Mats Hummels, der mit seinem klugen Stellungsspiel die Räume für den BVB verengte und mit Außenristpässen den Angriff bediente. Toprak dagegen spielte Alibipässe, das gesamte Spiel hindurch, und taumelte, wenn er im Abwehrzentrum seinen Mann stehen musste. Toprak statt Hummels: die größte Schwächung.“
Es geht um individuelle Abwehrfehler
Auch Christian Spiller (Zeit Online) bereitet der Hier-und-Jetzt-Zustand der BVB-Abwehr große Sorgen: „Vor allem die Abwehr erweist sich ein ums andere Mal als nicht geeignet für höhere oder höchste Aufgaben. Ömer Toprak verteidigt innen stets sehr luftig, Marc Bartra stürmt als Außenverteidiger oft etwas zu optimistisch ins Gegenpressing und wird dann von einem Chip in seinen Rücken überrascht. Der Kapitän Marcel Schmelzer ließ seinen Gegnern bei den ersten beiden Gegentoren ebenfalls zu viel Platz. Bei diesen Problemen handelt es sich nicht um eine Frage des Systems des ziemlich neuen Trainers Peter Bosz, wie zuletzt oft behauptet wurde. Es geht um individuelle Abwehrfehler.“
Lutz Wöckener (Welt) hingegen zeigt mit dem Finger auf die Herren Götze, Aubameyang und Co: „Wer nach fehlender defensiver Stabilität schreit, lenkt vom wahren Problem ab. Ja, mittelfristig bedarf es neuen Personals im Abwehrzentrum. Kurzfristig aber fehlt es an Entschlossenheit im letzten Drittel. Impulse vermochten dort zuletzt allein Christian Pulisic und Maximilian Philipp zu geben. Der Rest der hochveranlagten Dortmunder Offensive liegt brach. Seit Wochen. Marco Reus ist verletzt, Raphael Guerreiro und Andre Schürrle sind noch nicht fit, Mario Götze bleibt ein Rätsel. Der Rest ist weit davon entfernt, sein Potenzial abzurufen. Dortmunds Probleme heißen Aubameyang oder Yarmolenko, Götze und Kagawa. Jedenfalls nicht Bosz, der gegen die Bayern im Übrigen taktisch modifizierte und sein 4-3-3-Mantra zugunsten eines defensiveren 4-2-3-1 aufgab.“
Steckt Borussia Dortmund nun im Abstiegskampf?
Benedikt Warmbrunn (SZ) jongliert mit zwei dicken Fragezeichen: „Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, im Fußball hilft dann häufig der Blick auf eine Spezialtabelle. Das kann, je nach Verzweiflungsgrad, die Heim-/Auswärtstabelle sein, die Wer-stünde-ohne-Videobeweis-wo-Tabelle, die Tabelle der besten Mannschaft bei Wind aus Nordost. Um zurzeit den stärksten Trend in der Bundesliga zu verstehen, hilft am meisten die sogenannte Jupp-Tabelle. Die Jupp-Tabelle berücksichtigt allein die vergangenen vier Spieltage, die Spieltage acht bis elf also. Tabellenführer ist, wenig überraschend, die Jupp-Mannschaft, der FC Bayern. Die ersten Verfolger sind Schalke 04 und RB Leipzig. Auf den Abstiegsplätzen stehen mit jeweils einem Punkt Freiburg, Bremen und Dortmund, letztere Mannschaft mit sieben Toren und zwölf Gegentoren. Wer die Jupp-Tabelle ernst nimmt, der muss sich zwei Fragen stellen: Ist der FC Bayern 23 Spieltage vor Saisonende schon deutscher Meister? Und steckt Borussia Dortmund nun im Abstiegskampf?
Peter Schwennecker (wa.de) nimmt BVB-Coach Peter Bosz in Schutz: „Gegen München waren die Dortmunder in allen Statistiken am Samstag zumindest auf Augenhöhe, am Ende, was Torschüsse und Zweikampfquote anging, sogar deutlich vorn. Und diesmal lag es auch nicht am offensiven System von Peter Bosz, der erstmals sogar mit einer Doppelsechs agieren ließ, dass auch das vierte Bundesligaspiel in Folge nicht gewonnen wurde. Dortmunds aktuelle Schwäche ist eine Frage der Qualität, die besonders im Defensivbereich fehlt. Hier haben die Verantwortlichen mit ihrer Personalpolitik zuletzt kein glückliches Händchen bewiesen. Und das muss Bosz jetzt ausbaden.“