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Bundesliga

Gisdol und Goretzka – Zwei Abgänge mit fadem Beigeschmack

Kai Butterweck | Montag, 22. Januar 2018 3 Kommentare

Nach dem 19. Bundesliga-Spieltag „trennen“ sich der HSV von Markus Gisdol und die Schalke-Fans von Leon Goretzka

Die vierte Pleite in Folge kostet Markus Gisdol den Job. Aber was nun? Lars Wallrodt (Welt) steht mit dicken Fragezeichen im Gepäck am Ufer der Alster: „Es ist höchste Zeit, dass sie das Hamburger Mysterium lösen, warum der HSV seit Jahren unregierbar ist. Warum grundsätzlich jeder Spieler, der an die Elbe wechselt, schlechter wird. Warum aus einem Sammelsurium aus Akteuren, die ihre Fähigkeiten anderswo nachgewiesen haben und deshalb für viel Geld geholt wurden und mit viel Geld entlohnt werden, in Hamburg einfach keine funktionierende Einheit gefertigt werden kann. Warum trotz eines Mäzens wie Klaus-Michael Kühne, der immer wieder Millionen in den Klub gepumpt hat, keinerlei Qualitätssteigerung zu erkennen war. Wenn auf diese Fragen keine Antworten gefunden werden, hat der HSV keine Zukunft mehr.“

Der Dinosaurier ist ausgestorben

Thomas Hahn (SZ) zieht einen Schlussstrich: „Der Dinosaurier ist ausgestorben, er gehört auch beim HSV in die Tonne. Seine Jugendarbeit hat der Klub reformiert, zahlreiche Talente trainieren im Schatten des Volksparkstadions – jetzt braucht auch die erste Mannschaft ein neues Selbstverständnis. Drei Fast-Abstiege in vier Jahren haben nicht dazu geführt, dass Querdenker die Trägheit des stolzen HSV-Kosmos aufbrechen. Es braucht wohl doch einen echten Niederschlag. Sonst werden die eingesessenen Strippenzieher dieses großen Vereins nie kapieren, dass guter Fußball mehr braucht als ein paar gut gefüllte Geldsäcke.“

Eric Zimmer (sportbuzzer.de) winkt ebenfalls ab: „Auch wenn seine Entlassung aus sportlicher Sicht nachvollziehbar ist: Der HSV hat(te) mehr als nur ein Gisdol-Problem. Denn wo die Führungspersonen es nicht schaffen, die Dinge in den Griff zu bekommen, wird sich nichts nachhaltig verbessern. Und so ist es wahrscheinlich, dass der HSV unter Todt und Bruchhagen vor allem eines bleibt: ein Chaosklub. Egal, wer auf der Trainerbank sitzt.“

Frank Hellmann (FR) stellt dem aktuellen HSV-Kader ein desaströses Zeugnis aus: „Auf allen zentralen Positionen hat der derzeitige Kader ein Qualitäts- oder Mentalitätsproblem: Im Tor fehlt eine Persönlichkeit, die Innenverteidiger sind zu langsam, den zentralen Mittelfeldstabilisator gibt es seit Jahren schon nicht, und der Angriff gleicht größtenteils einer Lachnummer. Vermutlich kann das 18 Jahre alte Sturmtalent Jann-Fiete Arp gar nicht anders, den Uwe-Seeler-Klub bald zu verlassen, um die Weiterentwicklung seiner Karriere nicht zu gefährden.“

Verstörende Hinhaltetaktik

In der Veltins-Arena begrüßt man den Demnächst-Münchner Leon Goretzka mit einem gellenden Pfeifkonzert. Peter Müller (derwesten.de) zeigt Verständnis: „Der Wechsel von Leon Goretzka ist nachvollziehbar. Der Zeitpunkt der Verkündung und die Hinhaltetaktik vor der endgültigen Bekanntgabe aber sind verstörend. Dieser Wechsel ist bereits vor Monaten eingefädelt worden. Und nicht durch Zufall ist Leon Goretzkas Berater Jörg Neubauer auch schon vor Monaten an der Säbener Straße in München entdeckt worden. Trotzdem wurde Schalke 04 in dem Glauben gelassen, in diesem Pokerspiel nicht chancenlos zu sein.“

Toni Lieto (kicker.de) schließt sich an: „Nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern am Freitag wird der Nationalspieler schwer den Verdacht widerlegen können, dass er seine Entscheidung, Schalke am Saisonende ablösefrei zu verlassen, schon länger getroffen hatte. Er muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, zu lange mit der Verkündung gewartet zu haben. Manch einer fühlt sich an der Nase herumgeführt, insbesondere jene, die bis zuletzt Hoffnung auf einen Verbleib verbreitet hatten.“

Pit Gottschalk (reviersport.de) nimmt’s gelassen: „Das Jammern über die scheinbar kaufwütigen Bayern bringt ebenso wenig wie die Wutausbrüche über Goretzka, der seine Fußballkarriere lieber in München als Gelsenkirchen fortsetzt. Oder glaubt nur einer, der krakeelt, dass Goretzka dann doch bleibt? Wer ein Ventil braucht, um die Wut loszuwerden, sollte bei Gelegenheit ins Fitness-Studio gehen oder sich mit der Frage beruhigen: Hat Schalke 04 in der Verletzungspause von Goretzka nicht hinreichend bewiesen, dass man auch ganz gut ohne ihn spielt?“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Gisdol und Goretzka – Zwei Abgänge mit fadem Beigeschmack”

  1. Charly
    Montag, 22. Januar 2018 um 21:40

    Grasfresser Hollerbach ersetzt also Feinfühler Gisdol. Die letzte Patrone, the last farewell.

    Schaumerma, was uns der limitierte HSV-Kader unter neuer Führung servieren kann. Dino ade?

    JayEffArp könnte den HSV retten, wird aber nach Vertragsende dorthin gehen, wo Milch und Honig fließen. Elbe und Alster geben das nicht her. Und Milewski/Fiete sind ja nicht doof.

    Der normale Hanseat wünscht:
    Alles Gute, Toptalent!

  2. Van Kuchen
    Mittwoch, 24. Januar 2018 um 00:51

    Tja, die (Dauer-)Krise des HSV zu analysieren ist sicherlich eine vielschichtige Angelegenheit.
    Zum einen fällt mir auf, Das Hamburg, als sie noch richtig gut waren, auch das Opfer des Phänomens sind, das wir hier seit 4 Jahrzehnten beobachten, daß nämlich tragende Spieler dorthin gelockt werden, wo Milch und Honig fließen.
    Dies ist ein Phänomen, wie dies so viele andere Top-Manschaften (Dortmund, Bremen, Gladbach, Hoffenheim, Stuttgart, Leverkusen, Schalke, ..) immer wieder erleben, wenn sie oben stehen. Es darf eben niemand anderes Meister werden, als Bayern, sonst haben die ein Problem.
    Folge: statt um die Meisterschaft spielte der HSV im nächsten Jahr um den Abstieg.
    Doch das darf nicht der einzige Grund bleiben, der hier genannt gehört.

    Weiter sehe ich, daß es seit dem Rauswurf Thorsten Finks, unter dem relative Beständigkeit herrschte, bergab geht und jedes Jahr neue, namhafte Trainer geholt und verschlissen werden.
    Unbeständigkeit ist Trumpf und zwar seit vielen Jahren!
    Jeder Trainer, der sich dem aussetzt, muß sich gefallen lassen, verdächtig zu werden, das er entweder nicht klar blicken kann oder auf die Abfindung spekuliert.

    Weiter:

    „es wurden wiederholt Millionen in den Klub gepumpt.“
    Ich sehe gerade hierin einen Grund dafür, sich als Spieler, Trainer, Manager auszuruhen und darauf zu hoffen, daß eine Finanzspritze es schon richten werde.
    Die erste Millionen-Elf der Liga, Bremen war damit auch nicht erfolgreich.
    Die einzigen, die dies seit Jahrzehnten erfolgreich praktizieren, sind die Bayern, doch die kaufen ja quasi jede Mannschaft kaputt, und wenn dies nichts bringt, dann verpflichten sie eben den Trainer.
    Darüber berichtet die Presse nach wie vor nicht.

    Und: irgendwann steigt – bis auf Bayern – jede Mannschaft mal ab. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit jeder weiteren Saison.

    Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.

    einen schönen Gruß in die Runde!

  3. Charly
    Freitag, 26. Januar 2018 um 21:48

    Tatsächlich ist der HSV-Niedergang kaum zu erklären.

    Man darf aber nicht vergessen, dass der Klub in seinen 55 Buli-Jahren 27 x als graue Maus wahrgenommen wurde. Dem stehen 10 ambitionierte und 10 äußerst erfolreiche Spielzeiten gegenüber. Seit 8 Jahren weint HH. Der letzte Eindruck zählt bleibt, leider.

    Schade, dass Leute wie Kovac,Olic, Salihamidzic und van Buyten Münchner Honig schlecken wollten, und die de Jongs, Boatengs oder Kompanys nur auf der Durchreise waren.

    Der letzte „erfolgreiche“ Coach war Bruno I, der nach Martin Jol einen schweren Stand hatte. Er übertraf immerhin den ewigen HSV-Schnitt (1,47 Punkte pro Spiel). Danach ging`s bergab.

    Lag es an den Trainern Veh bis Gisdol? Eher nicht. Der Wurm scheint seitdem in der Zusammensetzung des Kaders zu liegen. Man benötigt willige, integrierbare und erfolgsorientierte Spieler, die lernen und durchstarten wollen.
    Eine verbale Kampfansage per Interview in der Hamburger Morgenpost gehört nicht dazu.

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