Deutsche Elf
Kaum Licht im Dunkel
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| Mittwoch, 28. März 2018Nach dem ansehnlichen A-Elf-Kick gegen Spanien läuft die zweite Garde gegen hoch motivierte Brasilianer nur hinterher
Im letzten Härtetest vor der Bekanntgabe des WM-Kaders zieht Jogis B-Elf gegen wiedererstarkte Brasilianer den Kürzeren. Michael Rosentritt (SZ) bringt es auf den Punkt: „Nach einer A-Leistung mit der A-Elf gegen Spanien vier Tage zuvor reichte es gegen Brasilien mit einer B-Elf nur zu einer C-Leistung. Weder vor noch nach Brasiliens Führungstor brachte Löws Elf offensiv etwas zustande.“
Es gibt sicher schlimmeres
Bei Jan Christian Müller (FR) hält sich der Frust in Grenzen: „Ohne Ausfall aller Systeme hat sich die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft beim in der Heimat zur Revanche für die böse WM-Schlappe von 2014 hochgejazzten Testspiel am Dienstagabend in Berlin präsentiert. Gegen ein für seine Verhältnisse unterdurchschnittliches deutsches Team, bei dem einiges mehr missriet als gewünscht, gelang den Gästen ein vollauf verdientes 1:0. Damit ist eine Serie von 22 ungeschlagenen Spielen des DFB-Teams vorbei. Es gibt sicher schlimmeres.“
Auch Lars Wallrodt (Welt) hält den Ball flach: „Und so braucht Löw gar nicht traurig zu sein, dass er nun erneut Derwalls Bestmarke nachjagen muss. Denn die Niederlage kann auch etwas Befreiendes haben. Löw und seine Männer müssen die Mammutserie nun nicht mit nach Russland schleppen, wo sie sich durchaus als Last hätte entpuppen können.“
Wer glaubt schon an Omen?
Malte Müller-Michaelis (Spiegel Online) kramt im Archiv: „0:1 gegen Argentinien, 1:2 gegen Frankreich, 3:5 gegen die Schweiz, 2:3 gegen England. Seit der WM 2010 hat die deutsche Nationalmannschaft vor großen Turnieren bei Testspielen im März immer mindestens eine Partie verloren – und dann doch das Halbfinale erreicht. Das könnte ein gutes Omen sein, oder? Die einzige Ausnahme: Vor der Weltmeisterschaft 2014 gab es keine Niederlage. Aber wer glaubt schon an Omen?“
Joscha Weber (dw.com) gratuliert den Gästen vom Zuckerhut: „Keine drei Monate vor der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft begräbt die brasilianische Nationalelf einen Teil der großen Schmach von 2014 unter neuen, frischen, positiven Erinnerungen. Brasilien schlägt den Weltmeister von 2014 in dessen Hauptstadt verdient mit 1:0. Dass der deutsche Bundestrainer sein Team etwas zu arg durcheinander wirbelte und einige Kapazitäten im DFB-Team gerade an Formschwäche leiden – geschenkt. Es soll diesen brasilianischen Sieg nicht schmälern. Denn er hat Gewicht.“
Einfach nur dumm
Abseits des Rasens ärgert sich Katrin Scheib (n-tv.de) über den neuen Nationalelf-Slogan „Best Never Rest“: „Dummheit ist, wenn man nach allem, was Per Mertesacker über Burnout und Leistungsdruck gesagt hat, immer noch glaubt, „Best Never Rest“ sei ein geeigneter Slogan, um ihn der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit auf den Weg zur WM zu geben. (Nicht ganz so dumm wie das, was Lothar Matthäus zu Mertesacker einfiel, aber gut, wer schafft das schon.) Ich kann mir das nur so erklären, dass die Marketingmenschen bei Mercedes-Benz die Kampagne fertig hatten, dann kam das Mertesacker-Interview, und dann ließ sich das so schnell alles nicht mehr ändern. Nicht, dass der Claim nicht auch vorher schon gefährlich dumm gewesen wäre. Diesen Mythos eines Übermenschen zu zelebrieren, der sich keine Ruhepausen gönnt, ist genau so schlimm, wie wenn sich irgendwelche Karrieristen mit ihren 70-Stunden-Wochen brüsten.“
Auch Klaus Hoeltzenbein (SZ) entscheidet sich gegen den Kauf eines „Best Never Rest“-Fan-Schals: „Auf den ersten Blick wirkt das Motto kurz und entschlossen wie Özil, auf den zweiten aber offenbart es eine sport-fachliche Falle. Denn dass sich die Besten niemals ausruhen sollen, entspricht kaum den Erkenntnissen der modernen Trainingssteuerung. Die empfiehlt täglich mehr als nur eine Mütze Schlaf, und so ist es halt auch hier ein schmaler Grat, auf dem dieses Motivations-Motto wandelt.“