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Bundesliga

FC Bayern – Zwischen Geistesblitz und Ohnmacht

Kai Butterweck | Mittwoch, 7. November 2018 1 Kommentar

Mir san wer? Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen den SC Freiburg herrscht in München Ratlosigkeit

Die Bayern haben seit sieben Wochen kein Heimspiel mehr gewonnen. Nach dem Tristesse-Kick gegen Freiburg blickt Christoph Leischwitz (Spiegel Online) in enttäuschte Gesichter: „In dieser Situation fällt selbst den wortgewaltigen Bossen des FC Bayern nicht mehr viel ein, um die Lage aufzuhellen. Dass dann auch noch das oft als „Bayern-Dusel“ fehlinterpretierte Phänomen des unbedingten Siegeswillens in der Schlussphase abhanden kommt, nimmt ihnen zugleich die Möglichkeit, einen verbalen Ablenkungskonter zu starten. So wie noch vor zwei Wochen in einer Pressekonferenz, die in Wahrheit eine Pressekritik-Konferenz war.“

Der Winter naht

Benedikt Warmbrunn (SZ) schaut in die Glaskugel: „Das Schicksal des FC Bayern und seiner Trainer hat sich am Ende übrigens selten an der Schönheit des Spiels entschieden. Ein Trainer musste die Schwingungen innerhalb der Mannschaft kennen, und der Rückstand in der Tabelle durfte nicht allzu groß werden. In beiden Punkten hat Kovac viel Arbeit vor sich. Ein Sieg oder zumindest ein Punkt in Dortmund würde ihm diese Arbeit wesentlich erleichtern. Andernfalls erwartet ihn bestenfalls ein unangenehmer Winter.“

Christian Heimrich (FNP) erinnert den Bayern-Coach an vergangene Zeiten: „In Frankfurt war er als Trainer ein Alleinherrscher. Wenn einer aus der Mannschaft aufmuckte, hatte der es schwer, wurde für eine gewisse Zeit oder auch komplett ausgegrenzt. Das ist in München, einem Team, das zu großen Teilen aus Nationalspielern und satten Altstars besteht, nicht vorstellbar. Kovacs Autorität ist stark angekratzt. Es gibt offensichtlich Spieler, die ihre Meinungsverschiedenheiten mit dem Trainer nicht mit ihm oder dem Sportdirektor, sondern gleich mit dem Vorstandschef oder dem Präsidenten besprechen. Einen durchsetzbaren Verhaltenskodex scheint es nicht mehr zu geben. Es erscheinen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Neues aus der Kabine“ – zu Kovacs Frankfurter Zeit undenkbar.“

Christian Spiller (Zeit Online) mag kein trockenes Backwerk: „Jetzt klappen nicht mal mehr die Duselsiege. Als Bayerns Serge Gnabry in der 80. Minute zum 1:0 traf, dürfte den Münchnern egal gewesen sein, dass ihr Spiel sich etwa so aufregend anfühlte wie eine vertrocknete Brezn. Hauptsache, gewonnen. Doch der FC Bayern aus dem Spätherbst 2018 schafft es nicht einmal mehr, eine späte Führung gegen den SC Freiburg heimzubringen.“

Elisabeth Schlammerl (n-tv.de) lauscht an der FCB-Kabinentür: „Dass immer wieder Interna nach außen dringen, tut Kovac ab. Das habe es schon gegeben, als er noch selbst gespielt hat, und das werde es immer geben. Egal, ob die Informationen von einem Spieler direkt oder über einen Berater lanciert werden, es erlaubt die Spekulationen, dass Kovac die Kabine entgegen aller Beteuerungen bei Bayern doch nicht so im Griff hat. Beim FC Bayern ist derzeit einiges nicht so, wie es der Verein gerne glauben lassen will.“

Super League? That’s business!

Markus Völker (taz) beschäftigt sich mit dem Thema „Super League“: „Die Super League entspringt der simplen marktwirtschaftlichen Denke, das große Schwungrad des Fußballbusiness mit hoher Drehzahl am Laufen zu halten. Wer sich jetzt darüber aufregt, und das tun ja nicht nur Ultras und Fußballtraditionalisten, muss sich fragen lassen, warum Fußballklubs nicht tun sollten, was sämtliche Unternehmen dieser Welt tun: Sie schmieden Pläne für die Zukunft, entwerfen Strategien und schauen drauf, dass Wachstum generiert wird. That’s business!“

Olaf Dorow (weser-kurier.de) zeigt den Super-League-Tüftlern den Stinkefinger: „In den vergangenen Monaten ist viel über die Entfremdung der Fußball-Mächtigen von der Fan-Basis diskutiert und geleitartikelt worden. Ein Beitrag zur Annäherung der Lager oben und unten ist der Super-League-Plan dann wohl eher nicht. Er ist eher zur Spaltung geeignet denn zur Versöhnung. Er verstärkt da unten wahrscheinlich eher das ohnehin schon latent existierende Gefühl, dass die da oben machen, was sie wollen. Diese absurden Gehälter und Ablösesummen, diese Gier nach immer mehr.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “FC Bayern – Zwischen Geistesblitz und Ohnmacht”

  1. Van Kuchen
    Dienstag, 20. November 2018 um 13:05

    „warum Fußballklubs nicht tun sollten, was sämtliche Unternehmen dieser Welt tun“?

    Weil die Auswirkungen des Kapitalismus kaum noch zu übersehen sind:
    Da stehen ein ungeahntes, immer schneller werdendes Artensterben zu Buche,
    Mehr Tote durch Kriege als im II. Weltkrieg seit desse Ende,
    Gefahren durch Fracking, Atomkraft, ausbleibender monatelanger Regen in Deutschland dafür Regenkatastrophen in anderen Teilen der Welt.
    Die meisten Menschen beschäftigen sich nur noch mit Fernseh schauen, ihr Display betrachten und darauf rumschieben und werden den Untergang dieser Zivilisation (wenn nicht noch zeitnah ein Umsteuern stattfindet), wohl verschlafen.
    Und dabei sind sie vor allem um ihre Außendarstellung bemüht.

    Ich bin dafür, den Kapitalismus friedlich zu beenden und wieder menschliches Verhalten zu praktizieren.
    Was wir brauchen sind nicht Fußballpsiele (die zunehmend mißbraucht werden, um uns vom Wesentlichen abzulenken), sondern Frieden, (tiefe) Freude, Wohlwollen und Vergebung, um ein menschenwürdiges Leben zu führen.

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