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Bundesliga

Hertha BSC und Schalke 04 – Auf Talfahrt

Kai Butterweck | Montag, 15. April 2019 Kommentare deaktiviert für Hertha BSC und Schalke 04 – Auf Talfahrt

Die Verantwortlichen von Hertha BSC und Schalke 04 hatten sich vor der Saison große Ziele gesteckt. Beide Vereine wollten oben in der Tabelle mitmischen – die einen (Schalke) ganz oben, die anderen (Hertha) etwas weiter dahinter. Nach 29 Spieltagen schlägt man aber in beiden Fan-Lagern die Hände vors Gesicht

Während sich Schalke 04 in akuter Abstiegsnot befindet, dümpelt die Hertha aus Berlin im Liga-Niemandsland rum. Frank Lüdecke (Tagesspiegel) stellt sich schützend vor die Hertha-Trainerbank: „Viele Vereine haben es ja in Krisensituationen mit Trainerwechseln versucht. Die Erfolge können sich teilweise sehen lassen. So hat Stuttgarts neuer Mann Markus Weinzierl eine geradezu bestechende Quote hinter sich. Von den letzten 14 Spielen hat er 13 (in Worten: dreizehn!) verloren. Auch Hannover 96 hat einiges vorzuweisen. Als man im Januar auf dem vorletzten Platz stand, war den Niedersachsen klar, hier muss etwas passieren! Man entließ Trainer Breitenreiter und holte Thomas Doll. Und siehe da, es passierte wirklich etwas! Wir haben inzwischen April und Hannover ist Letzter. Diese Erfolge sind für Hertha auch locker mit einem Trainer Dardai zu erreichen. Dafür lohnen sich theoretische Trainerrochaden eigentlich nicht.“

Erschreckend harmlose Offensive

Tobias Schächter (Berliner Zeitung) entdeckt ein kleines Licht am Ende des Tunnels: „Vor allem in der ersten halben Stunde konnte Hoffenheim kombinieren wie im Training. Der Pausenstand von nur 0:1 war für die Berliner ein Geschenk – mit dem sie allerdings nichts anzufangen wussten. Die Hertha hatte zwar in der zweiten Hälfte mehr Ballbesitz, aber im Offensivspiel blieb sie erschreckend harmlos. Das einzig Positive für die Berliner ist, dass sie im nächsten Heimspiel am Ostersonntag auf den Tabellenletzten Hannover 96 trifft. Gegen wen will die Hertha die Negativserie sonst stoppen, wenn nicht gegen den baldigen Zweitligisten aus Niedersachsen.“

Nur noch sechs Punkte Abstand zum Relegationsplatz: In Gelsenkirchen geht die Angst um. Marcel Guboff (wa.de) nimmt sich die S04-Kicker zur Brust: „Wenn nicht einmal der Jahrhunderttrainer es schafft, einem Großteil der Kicker einzuimpfen, was es bedeutet, das Schalke-Trikot zu tragen, ist das äußerst bedenklich mit Blick auf den Charakter der Profis. Der Klub kommt nicht umhin, im Sommer einen radikalen Schnitt zu machen, um abermals neu anzufangen. Er muss nur aufpassen, dass dieser Neuanfang nicht in Liga zwei startet. Den Spielern ist es zuzutrauen, dass sie es so weit schaffen.“

Andree Hagel (waz.de) schließt sich an: „Die U 23 des FC Schalke 04 begeistert in der Oberliga mit tollem Fußball, und die U 19 steht in der Bundesliga wieder auf einem Platz, der zur Teilnahme am Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft berechtigt. Es gibt beim FC Schalke 04 auch Mannschaften, die funktionieren, die nicht im Keller stecken und die vor allem Selbstvertrauen haben – was den Profis völlig abhanden gekommen ist und wohl auch nicht mehr wiederkommen wird – weil dieses königsblaue Bundesliga-Team total nervös ist, weil es totalen Schiss hat, weil es total an sich zweifelt, weil es aber auch, was die fußballerische Qualität angeht, auf vielen Positionen total schlecht ist.“

Gomez rein, Gomez raus

Auch in Stuttgart brennt der Baum. Carsten Muth (swp.de) outet sich als Weinzierl-Fan: „Die VfB-Bosse sind gut beraten, an Markus Weinzierl festzuhalten – obwohl dessen Ergebnis-Bilanz und Punkteausbeute mau sind. Immerhin hat Weinzierl die Defensive, sprich das Spiel gegen den Ball, verbessert. Offensiv hat der Coach schon alles probiert. Mario Gomez rein, Gomez raus, Daniel Didavi rein, Didavi raus. Und am Samstag durfte sogar der zuletzt in Ungnade gefallene Anastasios Donis mal wieder ran. Auch das ohne Erfolg.“

Jan Christian Müller (FR) fordert mehr Unterstützung von außen: „Hinzu kommt am komplizierten Standort Stuttgart, dass das Publikum traditionell bei der Krisenbewältigung keine große Stütze darstellt, sondern, ganz im Gegenteil, regelmäßig dafür sorgt, dass tiefste Tiefpunkte von veritablen Versagensängsten begleitet werden. Zu groß ist in Bad Cannstatt das Delta zwischen den allgemeinen Erwartungen und dem de facto Erreichten, zu wenig ausgeprägt eine Kultur der gegenseitigen Hilfe.“

Gregor Preiß (stuttgarter-zeitung.de) beobachtet einen frustrierten VfB-Chef: „Das Bild von Präsident Wolfgang Dietrich auf der Tribüne sprach Bände. Der Verzweiflung nahe, vergrub er immer wieder sein Gesicht in den Händen. Was nichts mit den neuerlichen Forderungen der Fans zu tun hatte (Dietrich raus!), sondern einzig mit dem Geschehen auf dem Rasen. Nicht nur Dietrich wird sich gefragt haben: Wo soll das nur enden? Und damit auch Markus Weinzierl in seine Überlegungen einbezogen haben. Wenn nicht jetzt, wann dann?, fragt man sich vor dem Augsburg-Spiel, ob nicht jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Trennung wäre. Zu viel Zeit, zu viele Neuanfänge, zu viele Personal- und Systemwechsel sind inzwischen verstrichen, als dass der gesunde Fußballverstand noch an eine (direkte) Rettung unter dem Coach glauben mag.“

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