Bundesliga
VfB Stuttgart – Das große Beben
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| Montag, 22. April 2019Die Presse beschäftigt sich mit der Entlassung von Stuttgart-Coach Markus Weinzierl
Der VfB Stuttgart taumelt nach der Klatsche gegen Augsburg in den Seilen. Martin Schneider (SZ) betätigt den Feuermelder: „Aktuell ist Thomas Hitzlsperger der Mann, auf den es ankommt. Für ihn spricht, dass er als scheinbar einziger Akteur sowas wie Kredit beim Stuttgarter Anhang und mit dieser Feuerwehrmann-Inflation nichts zu tun hat. Fairerweise sei gesagt: Das liegt auch daran, dass er noch nicht so lange im Amt ist. Aber, und das ist die Ironie der Geschichte: Um die Saison zu retten, hängt jetzt fast alles davon ab, ob Hitzlsperger mit Nico Willig den richtigen Feuerwehrmann erwählt hat.“
Benjamin Hirsch (focus.de) geht auf die VfB-Kicker los: „Selten zeigte eine Elf weniger Einsatz, wirkte lustloser und ergab sich derartig devot ihrem Schicksal. Wer im Abstiegskampf seine mangelnde Qualität im Kader durch Lauf- und Einsatzbereitschaft am ehesten kompensieren kann, der hat die besten Chancen auf den Klassenerhalt. Das mag in Mainz der Fall sein, in Augsburg, vielleicht sogar in Nürnberg, aber bestimmt nicht in Stuttgart.“
So gefährlich wie ein Schwarm Friedenstauben
Dirk Preiß (Stuttgarter Zeitung) verweist bei der Katastrophenforschung auf die Personalakte eines ehemaligen VfB-Verantwortlichen: „Die Zusammenstellung für die laufende Saison liegt eine krasse Fehleinschätzung von Ex-Sportchef Michael Reschke zugrunde. Die Folge: Selbstzufriedenheit zum Saisonstart, überbezahlte Altstars, teils viel zu langfristige Verträge, eigenwillige und disziplinlose Jungprofis sowie ein Team, das zwar ordentlich verteidigt, aber in der Offensive so gefährlich ist wie ein Schwarm Friedenstauben. Dazu kamen in den vergangenen Monaten: ein Streit im Aufsichtsrat, nachtretende Ex-Trainer, öffentlich kritisierende Spieler, polternde Club-Legenden. All dies zusammen ergibt einen giftigen Mix – der nun sportlich alles infrage stellt: Es droht der zweite Abstieg innerhalb von nur drei Jahren.“
Felix Alex (schwäbische.de) blickt mit sorgenvoller Miene in die Zukunft: „In der Relegation müssen Siege und Mentalität her. Ein Feuerwehrmann, Motivator mit großem Namen wäre da eventuell die bessere Wahl gewesen. Vor den Schicksalsspielen nochmal spontan den Trainer auszutauschen, scheint nun ausgeschlossen und kann nach hinten los gehen. Sollte Willig auf der Mission scheitern, hat der VfB nicht nur den Abstieg als erneutes Desaster zu bekämpfen, sondern gleichzeitig wohl einen potenziellen Trainer für den Neuaufbau verbrannt.“
Kein Kampf, kein Auflehnen, kein gar nichts
Tom Vaagt (sportbuzzer.de) schlägt die Hände vors Gesicht: „Am Ende war der Glaube weg. Der Glaube des VfB Stuttgart an Markus Weinzierl, der Glaube des Trainers an seine Mannschaft und wohl auch der Glaube der Mannschaft an ihren Trainer. Die 90 Minuten beim FC Augsburg lieferten den Beleg dafür, dass bei den Schwaben nichts mehr zusammenpasste. Kein Kampf, kein Auflehnen, kein gar nichts. Ein Team, in dem jeder für jeden alles gibt und in dem sich die Profis bedingungslos für einen angeschossen Coach einsetzen, lässt sich bei einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt nicht mit 0:6 aus dem Stadion schießen.“