Bundesliga
Hertha BSC – Zurück auf dem Boden
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| Mittwoch, 15. April 2020Alexander Nouri geht, Bruno Labbadia kommt: Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem Trainerwechsel bei Hertha BSC Berlin
Harter Arbeiter statt machthungriger Visionär: Mit der Verpflichtung von Bruno Labbadia kehrt Hertha BSC wieder auf den Boden zurück. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) applaudiert: „Jürgen Klinsmann hat Bruno Labbadia 106 Länderspiele, einen WM- und einen EM-Titel voraus. Der direkte Vergleich mag manchen zu der Ansicht verführen, dass Labbadia eine kleine Lösung sei. Das ist er nicht. Bruno Labbadia ist vor allem eine vernünftige Lösung. Weil er in Stuttgart, Hamburg und Wolfsburg bewiesen hat, dass er taumelnde Teams stabilisieren kann. Vor allem aber, weil seine Anstellung signalisiert, dass die Spinnereien bei Hertha jetzt erst einmal vorbei sind.“
Dietmar Wenck (Berliner Morgenpost) gratuliert Michael Preetz: „Es ist richtig, jetzt die Reißleine zu ziehen und mit Bruno Labbadia einen Mann sofort an die Arbeit zu schicken, für den Berlin seine fünfte Bundesligastation ist. Der ehemalige Torjäger ist ein erprobter Abstiegskämpfer, hat zuletzt den VfL Wolfsburg und davor den Hamburger SV vor dem tiefen Sturz bewahrt, vor dem sich die mit frischem Reichtum gesegnete Hertha so fürchtet. Und er hat die Wolfsburger in der zweiten Saison in den Europapokal geführt: Da will Hertha BSC hin. Natürlich kann man sich vorher nie sicher sein, ob Trainer, Mannschaft und Verein zusammenpassen. Aber wenigstens stimmen diesmal die Voraussetzungen.“
Mit Labbadia macht Herthas Manager alles richtig
Sebastian Schmitt (Berliner Kurier) schließt sich an: „So sehr man Michael Preetz für seine Trainerwahl oftmals kritisieren kann und auch muss – mit Labbadia macht Herthas Manager alles richtig. Für den Hessen sind die Blau-Weißen bereits die siebte (!) Trainerstation. Labbadia kann Krise. Aber ihn lediglich auf seinen Ruf als „Feuerwehrmann“ zu beschränken, wird ihm nicht (mehr) gerecht. Der ehemalige Top-Stürmer hat nicht nur viele Klubs vorm Abstieg gerettet, sondern beim HSV und zuletzt in Wolfsburg bewiesen, dass er Teams auch mit attraktivem Offensiv-Fußball weiterentwickelt.“
David Bedürftig (n-tv.de) hält nicht viel vom „Bundesliga-Trainer“ Alexander Nouri: „Nouri ist sehr eloquent und wissbegierig, das kam stets in Interviews rüber, und so mag er auch ein guter Kommunikator sein – aber womöglich ist er schlichtweg ein Trainer auf dem Niveau, auf dem er auch spielte. Seine aktive Laufbahn zählte Werder Bremen II, Seattle Sounders, KFC Uerdingen, VfL Osnabrück, Holstein Kiel und den VfB Oldenburg als Vereine. Die Bundesliga scheint schon immer eine Klasse zu hoch für ihn gewesen zu sein.“
Großes Selbstbewusstsein
Die Redaktion von sportbuzzer.de stellt dem neuen Coach ein Breite-Brust-Zeugnis mit Sternchen aus: „Labbadia, der vierte Hertha-Trainer in dieser Saison, will erst einmal anpacken, statt Ankündigungen in die Welt zu setzen. Realismus statt Größenwahn, wenn man so will. Das vermittelte der ehemalige Trainer des VfL Wolfsburg glaubhaft. Auch die Lust auf seinen neuen Job war Labbadia spürbar anzumerken. Mehrmals betonte er, dass er in den vergangenen Monaten mehrere Angebote vorliegen hatte, die er abgelehnt habe, „weil ich auch nicht mehr alles machen muss“ – das spricht für Selbstbewusstsein, schließlich gibt es nicht allzu viele Trainerposten im Profifußball.“
Sebastian Stier (FAZ) stellt blau-weiße Trauringe bereit: „Es ist kompliziert derzeit. Für alle Beteiligten. Sollte der Spielbetrieb noch deutlich länger aussetzen, droht einigen Klubs möglicherweise die Insolvenz. Hertha ist davon dank der Windhorst-Millionen nicht betroffen, muss aber wie andere auch aufs Geld schauen. Labbadia ist keine überteuerte Wahl aus dem Hochpreissegment, eher die solide Alternative, bei der das Preis-Leistungsverhältnis zuletzt stimmte. Labbadia verzichtet auch gleich zum Einstand freiwillig auf Teile seines Gehalts, bis der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Ein erster Liebesbeweis zwischen zwei Seiten, die gerade eine Vernunftehe eingegangen sind.“