Bundesliga
Trainer-Rauswurf in Hoffenheim – Schreuder ist kein Nagelsmann
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| Mittwoch, 10. Juni 2020Die Presse beschäftigt sich intensiv mit der Freistellung von Hoffenheim-Coach Alfred Schreuder
Die TSG Hoffenheim setzt ihren niederländischen Coach Alfred Schreuder vor die Tür. Frank Hellmann (FR) kann die Entscheidung nachvollziehen: „Die Auflösung des bis 2022 laufenden Vertrags dürfte auch damit zu tun haben, dass die Außendarstellung nicht die Beste war. Dazu vergraulten sage und schreibe acht Heimniederlagen, teilweise der grotesken Art wie beim 1:5 gegen Mainz, das ohnehin noch nicht auf Gedeih und Verderb gebundene Publikum. Mit der Entlassung geht Hoffenheim einen ungewöhnlichen Weg, aber die Verantwortlichen haben nachvollziehbare Gründe, mit einem Trainer nicht weiterzumachen, der sich allein auf Fachfragen beschränken wollte. In einer Unterhaltungsbranche ist das mitunter zu wenig.“
Stefan Hermanns (Tagesspiegel) gähnt: „Nach den euphorischen Anfangsjahren unter dem manischen Ralf Rangnick war die TSG vor Nagelsmanns Amtsantritt längst belanglos geworden. Einer von 18 Bundesligisten, der im mehr oder weniger gesicherten Tabellenmittelfeld unterwegs war. Die ersten Monate unter Nagelsmanns Nachfolger Alfred Schreuder deuten nun darauf hin, dass der Verein in genau diesen Zustand zurückzufallen droht. Die TSG Hoffenheim ist wieder egal.“
Sebastian Fischer (SZ) blickt zurück: „Hoffenheim ist von Natur aus nicht unbedingt ein Bundesligastandort, der die Republik in Atem hält. Es war aber bis zum vergangenen Sommer immerhin der Arbeitsplatz von Julian Nagelsmann, dem wohl spannendsten jungen deutschen Trainer, der inzwischen für RB Leipzig arbeitet. Schreuder, 47, hatte als Nagelsmanns Nachfolger von Beginn an keinen leichten Stand. Nachdem er von seinen ersten sechs Ligaspielen nur eines gewann, wurde seine Weiterbeschäftigung bereits öffentlich in Frage gestellt.“
Unbefriedigende Zweckgemeinschaft
Kersten Eichhorn (swr.de) wundert sich nur über den Zeitpunkt: „Alfred Schreuder, zweifellos ein sympathischer und fleißiger Fussballfachmann, hatte keine einfache Aufgabe, schaffte es zu keinem Zeitpunkt, aus dem übergroßen Schatten seines populären Vorgängers herauszutreten. Und so reifte in Hoffenheim wohl mehr und mehr der Gedanke der vorzeitigen Trennung, der Beendigung der auf dem Papier zwar durchaus erfolgreichen, aber im Inneren unbefriedigenden Zweckgemeinschaft. Nach der Saison wäre das absolut nachvollziehbar gewesen.“
Benni Hofmann (kicker.de) stapelt Fragezeichen: „Hat eine Seite im vergangenen Frühjahr nicht genau hingehört, als die Vertragsgespräche geführt wurden? Oder beide Seiten? Haben alle mit offenen Karten gespielt? Eine Klubphilosophie ändert sich schließlich nicht innerhalb eines Jahres einfach so. Übrigens gerade in Hoffenheim, wo man – bei allen Anschubfinanzierungen Dietmar Hopps in den 2000er Jahren – gerade in den vergangenen Jahren auf Nachhaltigkeit bedacht war. Logisch wäre dann eine Trennung nach Saisonende gewesen, so wirkt das Aus wie ein überflüssiger Schnellschuss – der nun die durchaus mögliche Rückkehr nach Europa gefährdet.“
Fehlende Entwicklung
Nils Wollenschläger (heidelberg24.de) klärt auf: „Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die spielerische Entwicklung nicht den Lauf genommen hat, wie man es sich im Kraichgau sicherlich erhofft hat. Dem TSG-Claim „Ein Team. Ein Weg. Einmalig.“ ist die Mannschaft zu selten gerecht geworden Zudem kommt die verheerende Heimbilanz. Auf die Tabelle bezogen spielt Hoffenheim keine schlechte Saison, die Spielweise und die Weiterentwicklung der Mannschaft genießt in der Philosophie der TSG allerdings eine sehr hohe Priorität.“
Stefan Skolik (morgenweb.de) macht große Augen: „Alfred Schreuder stand mit der TSG Hoffenheim auf Platz sieben, nur zwei Punkte von einem Europapokalplatz entfernt. Er hatte die Mannschaft nach dem großen Umbruch im Sommer in einer schwierigen Situation übernommen, stabilisiert und die Kraichgauer im vorderen Tabellenbereich platziert. Und nun – der sofortige Abgang, aus nebulösen Gründen.“