Bundesliga
Werder Bremen – Die Hoffnung lebt
| Montag, 29. Juni 2020Werder Bremen erreicht in letzter Sekunde das „rettende Ufer“. Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem Relegationskrimi
Mit einem klaren Sieg gegen lustlose Kölner rettet sich Werder Bremen auf den Relegationsplatz. Bei Christoph Sonnenberg (weser-kurier.de) hält sich die gute Laune in Grenzen: „Wenn am Ende der Klassenerhalt steht, ist das ein Erfolg, der gefeiert werden kann. Aber nur in kleinen Dosen. Es ist zu viel schiefgelaufen in dieser Saison, als dass die Versetzung in letzter Sekunde darüber hinwegtäuschen darf. Es braucht eine schonungslose Auseinandersetzung und Aufarbeitung. Und konstruktive Kritik von außen sollte dabei nicht verboten sein.“
Björn Knips (deichstube.de) packt die Werder-Kicker bei der Ehre: „Wenn Niclas Füllkrug und Co. sich in den beiden Relegationsspielen gegen Heidenheim weiter so für Werder reinhängen, wird es auch mit dem Klassenerhalt klappen. Aber wehe, wenn nicht! Dann macht sich der nächste Traditionsclub – mit wesentlich besseren finanziellen Möglichkeiten ausgestattet als ein Fußball-Zwerg wie Heidenheim – zum Gespött der Branche. Das Nordderby in der 2. Liga wäre dann die gerechte Strafe für beide Clubs.“
Mit Pudding in den Knien
Oliver Fritsch (Zeit Online) reibt sich die Augen: „Mit Pudding in den Knien standen die Fans von Werder Bremen am Samstag auf, feiernd und singend beendeten sie ihn. Auch die Spieler hinterließen nach Anpfiff zunächst einen schüchternen Eindruck. Doch nachdem der Kölner Anthony Modeste am Tormann Jiri Pavlenka gescheitert war, schlug die Stunde der Offensive von Werder Bremen. Oft hatte sie in dieser Saison mit Platzpatronen geschossen, diesmal traf sie gleich sechs Mal. Wunder gibt es immer wieder an der Weser.“
Beim Blick in die Vergangenheit wird Danial Montazeri (spiegel.de) ganz mulmig: „Das Team hat sich verglichen mit der Vorsaison taktisch deutlich zurückentwickelt, es spielt sich zu wenige Chancen heraus, verteidigt kaum mal über die vollen 90 Minuten solide, kämpft mit den immer selben Problemen bei Standardsituationen. Dass Werder nicht bereits abgestiegen ist, liegt zu großen Teilen am erstaunlich schwachen Auftritt der Düsseldorfer in Berlin – und dem erstaunlich intensiven Auftritt von Union.
Christian Brausch (reviersport.de) ärgert sich über lustlose Domstädter: „Sollte der Kölner Karneval im Jahr 2021 stattfinden, wäre das passende Motto: Jeder blamiert sich so gut er kann. Ganz vorne würde der Zug vom 1. FC Köln angeführt – visuell dargestellt mit einer kollektiven Null-Bock-Mentalität. Denn was die Kölner beim Saisonfinale in Bremen boten, das hatte mit Charakterstärke nichts zu tun.“
Beschämender Auftritt
Martin Sauerborn (rundschau-online.de) schließt sich an: „Beim 1. FC Köln war zuletzt viel die Rede von Verantwortung. Verantwortung gegenüber der Bundesliga, den Fans und dem eigenen Club. Der beschämende Auftritt des FC in Bremen hat offenbart, dass die vollmundigen Ankündigungen nicht mehr als Absichtserklärungen eines Clubs waren, für den es am Saisonende sportlich um nichts mehr geht. Die Kölner sind ihrer selbst auferlegten Verantwortung in keiner Weise gerecht geworden und haben sich bis auf die Knochen blamiert. Ein Club wie der FC darf sich so niemals präsentieren.“
Muss man Abstiegskampf können? Martin Schneider (SZ) ist überzeugt davon: „Der Schock, plötzlich auf Augenhöhe mit den Augsburgs dieses Landes zu agieren, eliminiert jeden Qualitäts-Vorteil. Es ist ein ganz fieser Teufelskreis: Man sieht sich spielerisch im Vorteil, verliert aber trotzdem ein Spiel nach dem anderen, das Selbstvertrauen geht runter, man ändert die Taktik in Beißen und Kämpfen, das kann man aber nicht so gut wie die Beißer und Kämpfer – und so weiter. Selbst Fußballer der gehobenen Klasse nützen nichts, um aus diesem von den Verantwortlichen mehrfach beschriebenen Abwärtsstrudel herauszukommen.“
Kommentare
1 Kommentar zu “Werder Bremen – Die Hoffnung lebt”
Samstag, 4. Juli 2020 um 12:53
Der Saison-Höhepunkt steht bevor (Die Meisterschaft und damit der wichtigste Titel ist bereits vor Saisonanpfiff entschieden, beim Pokal ist nur spannend, wer noch das Finale erreicht)
Doch bei der Relegation stehen, mal abgesehen von der unrühmlichen Ausnahme des HSV vor einigen Jahren, die beiden Gegner nicht lange vor Toreschluß fest.
Zu Bremen:
Wie allerdings eine Mannschaft, die in zwei Spielen 11 Tore schießen kann, so dermaßen in die Bredouille geraten kann, bleibt fragwürdig.
Es ist zu viel schiefgelaufen in vielen vergangenen Saisons, als immer wieder die besten Spieler abgeben wurden.
Weiter sehe ich, daß Bremen in den Jahren seit der letzten Meisterschaft immer die gleichen Fehler macht, nämlich, daß zu oft unkonzentriet gespielt wird, der Schlendrian herrscht und man erst wach wird, wenn es (fast) zu spät ist. Was mit erheblich höherem Energieaufwand verbunden ist.
Auch daß Bremen einen Sponsor wie Wiesenhof benötigt, der zur Gattung der Fleisch-Produzenten (s.a. dazu den Film „unser täglich Brot“) gehört, sollte zu denken geben.
Ich glaube nicht, daß dies eine gute Grundschwingung fördert.