Nations League
Höher, schneller, weiter!
| Dienstag, 17. November 2020Die Nations-League im Corona-Brennpunkt: Trotz steigender Neuinfektionen rollt der Fußball immer weiter
In den Herbstmonaten ziehen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen wieder kräftig an. Fußball wird dennoch zwanghaft weitergespielt. Jan Christian Müller (FR) schüttelt den Kopf: „Die sogenannten Hygienekonzepte, die den Profifußball vor einer Ansteckung der Spieler schützen sollten, funktionieren nicht mehr. Zu viele Blasen sind geplatzt. Nahezu überall schleicht sich das Virus hinterlistig ein, Vereine sind gleichermaßen betroffen wie Verbände. Und niemand kann bezeugen, dass er sich aus den Kadern der Mannschaften nicht auch wieder hinausschleicht in die Bevölkerung. Diese versteht es in Zeiten der neuerlichen partiellen Lockdowns immer weniger, dass 40-Mann-Trosse kreuz und quer durch Europa jetten, um in verwaisten Arenen gegeneinander Fußball zu spielen.“
Ein falsches Zeichen
Nach der Nations-League-Partie gegen die Ukraine registriert Christian Kamp (FAZ) verwunderte Gesichter: „Dass am Ende gespielt wurde, brachte dann zwangsläufig zwei Ebenen der Bewertung hervor. Neben der sportlichen, die zur allgemeinen Zufriedenheit der deutschen Mannschaft ausfiel, die nun als Tabellenführer in die letzte Begegnung ihrer Nations-League-Gruppe am Dienstag gegen Spanien geht, ist der Fußball noch einmal neu in den Brennpunkt der Corona-Debatte gerückt – und das, wenn man sich umsieht und -hört, ziemlich unvorteilhaft. Nicht wenige sahen in der Austragung ein falsches Zeichen, es wurde aber auch die darüber hinausgehende Frage gestellt: Ob der Fußball ein fahrlässiges Spiel mit der Gesundheit betreibt.“
Claudio Catuogno (SZ) ist besorgt: „Wenn man Nachrichten hört wie jene von Domagoj Vida, dem Kapitän der kroatischen Nationalelf, der diese Woche während eines Freundschaftskicks von seiner Corona-Infektion erfuhr, in der Halbzeit ausgewechselt und isoliert wurde, worauf sich die Kollegen dann halt ohne ihn auf den Weg machten zum nächsten Kick in Schweden – dann müssten einem Zweifel kommen, ob der internationale Fußball nicht eher auf den großen Corona-Crash zusteuert als auf ein Turnier in zwölf Ländern zwischen Baku und Bilbao.“
Dirk Schuster (westfalen-blatt.de) teilt aus: „Kreuz und quer reisen die Kicker für Testspiele und zweitklassige Wettbewerbe durch die Welt, während Hobbysportler derzeit nichtmal ins Fitnessstudio dürfen. Selbst wenn anschließend 35 Tests aus dem ukrainischen Team und dessen Umfeld negativ waren, ändert das nichts an dem Gesamteindruck, dass Profifußball mehr denn je eine Parallelwelt ist.“
Weit mehr als diskutabel
Sebastian Wolff (kicker.de) schließt sich der Kritik an: „Dass der Profifußball im Ligabetrieb wie jede Branche ums wirtschaftliche Überleben kämpft, ist nachvollziehbar und mittlerweile auch bei Skeptikern akzeptiert. Dass in Zeiten steigender Infektionszahlen jedoch Spieler durch die Weltgeschichte fliegen (müssen) für einen Wettbewerb, der eine sportlich untergeordnete Rolle spielt, ist diskutabel. Wenn dann wie an diesem Samstag eine Partie durchgedrückt wird, weil es nach fünf Infektionsfällen zwei negative Tests gab, ist das weit mehr als diskutabel. Und ein fatales Signal.“
Auch Kerry Hau (spox.com) reagiert mit Unverständnis: „Ja, der Profifußball bringt von allen Sportarten vergleichsweise am meisten Geld ein, und ja, der Profifußball steht ohne wichtige Einnahmen durch Zuschauer auf „tönernen Füßen“, wie Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unlängst alarmierte. Andere Sportarten – ebenso wie andere Wirtschaftszweige – aber auch. Deshalb wäre es ein starkes und verantwortungsbewusstes Zeichen gewesen, hätten die Verbände das sportlich relativ unbedeutende Duell zwischen Deutschland und der Ukraine abgesagt. So schießen sich alle Beteiligten nun ein weiteres, imageschädigendes Eigentor.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Höher, schneller, weiter!”
Montag, 11. Januar 2021 um 13:06
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