Bundesliga
Europa zu Gast an der Alten Försterei
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| Montag, 15. März 2021Union Berlin auf dem Weg nach Europa? Noch ist es nicht ganz so weit. Aber die Überschrift könnte schon bald zur Realität werden. Außerdem: Schalke und Hertha am Abgrund. Mainz und Bielefeld wehren sich
Der 1. FC Union Berlin schlägt den 1. FC Köln. Nun träumen sie in Köpenick schon von Europa. Javier Cáceres (SZ) feiert den Matchwinner: „Trimmel, 34, freute sich aus persönlichen und übergeordneten Gründen. Aus persönlichen, weil er erstmals einen Bundesligatreffer und dann auch noch das Siegtor geschossen hatte, mithin aus seinem Dienstleister-Wesen ausgebrochen war. In seiner Bundesliga-Karriere hatte Trimmel zuvor 18 Vorlagen geliefert, sieben davon in der laufenden Spielzeit, nie aber selbst ins Tor getroffen. Der übergeordnete Grund dürfte die anstehende Neujustierung des Saisonziels sein. Union liegt nicht nur 17 (!) Punkte vor dem Big-City-Club Hertha aus dem benachbarten Westend, sondern auf Tabellenplatz sieben, sodass das neue Ziel notgedrungen nur lauten kann: Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb!“
Rechenspiele, Träumereien, Hypothesen
Julian Graeber (Tagesspiegel) ist gespannt: „Dass es plötzlich nicht mehr darum geht, ob sich Union für den Europapokal qualifiziert, sondern für welchen, quittierte Fischer mit einem süffisanten Lächeln. Der Schweizer kann mit Rechenspielen, Träumereien und Hypothesen nicht viel anfangen. Fischer ist ein Mann für die Gegenwart, ein Realist, der auch bei hundertmaliger Nachfrage nicht von seinem Standpunkt abweicht. Unabhängig davon, ob man den Klassenerhalt nun bereits als erreicht ansieht oder nicht, kann man aber davon ausgehen, dass sich Union nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen wird.“
Andreas Rüttenauer (taz) erinnert sich: „Schon einmal haben die Köpenicker europäisch gespielt. Als Verlierer des Pokalfinales von 2001 wurde Union in den Uefa-Cup geschickt, weil Pokalsieger Schalke sich für die Champions League qualifiziert hatte. Die Spiele gegen den finnischen Klub Haka Valkeakoski und der Aufstieg in die zweite Runde stellen den größten internationalen Erfolg des Klubs dar. Die Fans, die sich am 11. September zum Spiel gen Finnland aufgemacht hatten und unverrichteter Dinge wieder zurückreisen mussten, weil der Spieltag wegen des Terroranschlags auf das World Trade Center abgesagt wurde, gelten als Kultzeugen des Klubs. Wäre es nicht schön, in einem echten Wettbewerb wieder auf einen solchen Klub zu treffen? Die Conference League könnte es möglich machen.“
Eine Tordifferenz wie aus der Kreisliga
In Gelsenkirchen winkt man nach der Schlappe gegen Wolfsburg nur noch frustriert ab. Nico Horn (Zeit Online) zieht nicht ganz ernst gemeinte Vergleiche: „Für diese Saison haben die meisten Schalker Fans die Hoffnung aufgegeben. Warum schon jetzt, neun Spieltage vor Schluss? Nun, sie sehen die Tabelle. So eine Tordifferenz kennen Fußballfans sonst nur aus der Kreisliga. Bei Minus 50, dem Schalker Wert, meldet mancher Vereinsvorstand sein Team vom Spielbetrieb ab.“
Bindet sich Ralf Rangnick in der kommenden Saison als neuer Sportchef die königsblaue Krawatte? Frank Hellmann (FR) kann sich keine bessere Lösung vorstellen: „Der königsblaue Chaosklub wäre ausgesprochen dumm, wenn er nicht Rangnicks Interesse nutzen würde. Der spürt nämlich sehr wohl, dass der Deutsche Fußball-Bund ihm das nicht geben will, was er braucht: volles Vertrauen in einem großen Verantwortungsbereich. Bei seinen Langzeitarbeiten war die Wertsteigerung bislang garantiert. Schalke muss in den Gremien schnell klären, ob man Rangnick ein drittes Mal holen will. Wenn nicht, ist diesem Traditionsverein wirklich nicht mehr zu helfen.“
Die Hertha aus Berlin landet nach der Niederlage gegen den BVB auf dem Relegationsplatz. Tobias Escher (11Freunde) tadelt das Berliner Offensivspiel: „Die Stürmer hingen in der Luft, wie die Schuss-Statistik belegt: Gerade einmal drei Schüsse gaben die Berliner ab, davon ging nur einer aufs Tor. Die Offensive bleibt die Schwachstelle der Berliner. Auch Dardai schafft es bisher nicht, dem Team die nötige Balance aus defensiver Stabilität und offensiver Durchschlagskraft zu verschaffen. Gerade das Konterspiel funktioniert noch nicht so, wie Dardai sich das vorstellt. Gerade einmal vier Tore erzielten die Herthaner unter Dardai.“
Geschlossenheit und Wille
Die einst abgeschlagenen Mainzer schwimmen sich immer mehr frei. Achim Scheu (swr.de) applaudiert: „Schon wieder ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf. Der Sieg gegen Freiburg war für Mainz 05 mehr als einfach nur ein wichtiger Dreier. Das Team strotzt vor Selbstbewusstsein. Den neuen Spirit sieht man der Mannschaft förmlich an. Die Bedeutung des Erfolgs steht in den Gesichtern. Die Mannschaft zeigt Geschlossenheit und Wille. Attribute, die in Mainz lange vermisst wurden.“
Auch in Bielefeld sieht man nach dem überraschenden Erfolg gegen Leverkusen wieder Licht am Ende des Tunnels. Arminia-Fan Armine von der Süd (sw.de) atmet tief durch: „Nur noch wenige Minuten waren zu spielen, und irgendwie schossen die Leverkusener überall hin, aber eben nicht ins Tor. Alles, was aufs Tor kam, bereinigte ein unfassbar starker Stefan Ortega. Liebe Luis Enrique und Joachim Löw, wollt ihr einen mitspielenden, starken Keeper? Hier in Ostwestfalen ist er! Für mich, natürlich ganz neutralen Fußballzuschauer, aktuell der stärkste Torhüter weltweit. Und in diesen letzten Minuten hatte ich sogar Freude an Sergio Córdova, der an der linken Eckfahne durch eine Fatmir-Vata-Imitation einen guten Teil der viel zu langen 6 Nachspielminuten herunterlaufen ließ. Großartig.“