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Bundesliga

Bayern München – Die erste kleine Delle

Kai Butterweck | Dienstag, 5. Oktober 2021 Kommentare deaktiviert für Bayern München – Die erste kleine Delle

Die Presseschau zum Buli-Wochenende: München verliert gegen Frankfurt, Hertha zieht gegen Freiburg den Kürzeren und in Leverkusen baut sich etwas auf

Frankfurt gewinnt überraschend in München. Wird die Bundesliga jetzt endlich wieder spannend? Leopold Zaak (Zeit Online) hält den Ball flach: „An der Dominanz der Bayern ändert dieses Spiel aber natürlich nichts. Die Bayern schossen 20-mal aufs Tor, Frankfurt 5-mal. Die Bayern verloren dieses Spiel, weil sie teils grotesk große Chancen vergaben, weil Frankfurts Torwart Kevin Trapp mit acht Armen auf der Linie hexte und weil Dayot Upamecano einen Bock einbaute. Zuerst ließ er sich tunneln und dann Filip Kostić so viel Platz, dass der gar nicht anders konnte, als ein klassisches Kostić-Tor zu schießen. Am Ende steht ein 1:2, von dem niemand weiß, wie das passieren konnte. Trotzdem, für viele ist es immer nett, wenn Bayern verliert.“

Ein-Mann-Sonderphänomen

Philipp Schneider (SZ) feiert Eintracht-Keeper Kevin Trapp: „Dass die Eintracht am Sonntag das Dauerfeuer auf ihr Tor halbwegs unbeschadet überstand und einzig Leon Goretzka das Bollwerk überwand, lag dann aber doch an dem Ein-Mann-Sonderphänomen Kevin Trapp. Der flog, zappelte und fing so artistisch alle Bälle weg, dass er sich vor seiner Ehren-Pressekonferenz ein kalorienreiches Festbankett verdient hätte wie Pep Guardiola bei seiner Begrüßung. Es kommt nicht oft vor, dass ein vom Weltfußballer Robert Lewandowski gar nicht mal schlecht platzierter Kopfball aus fünf Metern Entfernung nicht seinen Weg vorbei findet am Torwart.“

Die Hertha verliert auch daheim gegen Freiburg. Muss jetzt ein neuer Coach her? Florian Wichert (t-online.de) holt die Trainerstuhlsäge raus: „Dárdai ist sicher ein guter, ehrlicher Typ – aber die Bilanz ist genauso inakzeptabel wie seine jämmerliche Pressekonferenz vor vier Wochen, als er sich selbst als „kleinen Pál“ bezeichnete, der eigentlich nur auf Abruf Trainer ist. Wer könnte übernehmen? Edin Terzic oder Florian Kohfeldt wären naheliegend, aber wenig kreativ. Spannender wäre die große Lösung. Die klingt verrückt, passt aber zu den internationalen Ambitionen: Andrea Pirlo, der nach seiner ersten Trainerstation bei Juventus Turin ins Ausland möchte und Deutschland kennt. Nicht nur durch die WM 2006. Unter anderem in Duisburg stellte er seine Weine vor. Dárdai zumindest ist gescheitert – und jeder weiß das.“

Aufopferungsvoll kämpfender Vereinsheld

Kollege Robert Hiersemann (t-online.de) hält dagegen: „Viel wichtiger als ein neuer Trainer ist es, zu der Erkenntnis zu gelangen, dass Hertha kein Verein für die vorderen Ränge ist, sondern zum erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten zählt. Und solange keine besseren Profis verpflichtet werden, sollte man froh sein, einen aufopferungsvoll kämpfenden Vereinshelden wie Dárdai an der Seitenlinie stehen zu haben.“

Stefan Rommel (spox.com) sieht beim Thema Hertha königsblau: „Es ist diese gefährliche Mischung aus Überschätzung, Überforderung und dann auch einer gewissen Gleichgültigkeit, die diese Saison zu einer sehr bedrohlichen für die Hertha machen könnten. Vielleicht fragt der eine oder andere aus der Mannschaft oder der Führungsriege mal bei Suat Serdar nach. Der Zugang ist so ziemlich der einzige Spieler, der sich in jedem Spiel erkennbar gegen das Unheil wehrt. Und der schließlich live und in Farbe miterleben musste, wie sich so ein Abstieg anfühlt.“

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) kommt mit harten Fakten um die Ecke: „Hertha macht es sich gemütlich im Konjunktiv, beschäftigt sich damit, was gewesen sein könnte, wozu das Team in der Lage sein könnte und läuft dabei Gefahr, die Wirklichkeit aus dem Blick zu verlieren. Doch die Probleme sind weder eingebildet noch eingeredet. Sie sind sehr real. Denn was hilft es, auf dem Papier einen anständigen Kader mit großen Namen beisammen zu haben? Auf dem Platz hat Hertha ihn nicht – was nicht zuletzt, aber eben nicht ausschließlich an der Verletzungsmisere von geradezu biblischem Ausmaß liegt. Der Kader ist nicht ausgewuchtet, die wenigen Wünsche des Trainers (schnelle Spieler für die Außenbahn) sind im Sommer unerfüllt geblieben: Bei Hertha stehen jetzt mehr Torhüter unter Vertrag als Flügelspieler.“

Robust und zielstrebig

Bayer Leverkusen zerlegt die Arminia aus Bielefeld. Roland Zorn (FAZ) ist beeindruckt: „Die Münchner indes werden schon wissen, dass ihnen am 17. Oktober in der BayArena ein Gegner den Weg versperren will, der körperlich und mental bestens präpariert sein wird. Aus den früher sensiblen Künstlernaturen bei Bayer 04 ist, verziert mit Seoanes Trainerhandschrift, ein einiges, robustes und jederzeit zielstrebiges Kollektiv geworden, das, abgesehen von einer 3:4-Niederlage daheim gegen Borussia Dortmund, in diesen Wochen nichts zu verschenken hat.“

Andreas Morbach (FR) klopft Bayer-Coach Gerardo Seoane anerkennend auf die Schulter: „Dank Seoanes pragmatischem, bei Bedarf auch mal defensivem Coaching entscheidet die Werkself, zuletzt mit fünf Pflichtspielsiegen in Folge, im Herbst 2021 selbst enge Partien wie in Stuttgart und gegen Mainz für sich. Das war in der Vergangenheit längst nicht immer der Fall – und parallel zu dieser Entwicklung veränderte sich auch das Gesamtbild der Mannschaft.“

18000 Tapferkeitsmedaillen

Die inzwischen großzügig bemessenen Zuschauer-Kapazitäten werden nicht überall von den Fans ausgeschöpft. Philipp Selldorf (SZ) setzt das Fernglas an: „Vereine und Volk finden durchaus zusammen, aber nicht überall fällt man sich gleich wieder in die Arme. In Köln tut man sich damit dank des Steffen-Baumgart-FC leichter, in Berlin aufgrund der Pal-Dardai-Hertha deutlich schwerer. Dass am Samstag gegen Freiburg lediglich 18000 ins Hauptstadt-Olympiastadion kamen, drückt sicher nicht ängstliche Vorsicht gegenüber großen Veranstaltungen oder allgemeinen Fußball-Verdruss aus, sondern ist die Antwort auf den aktuellen Werdegang des Vereins – tatsächlich müsste man an die 18000 ja Tapferkeitsmedaillen verteilen.“

Peter Schwennecker (FR) beschäftigt sich mit Dortmunds Julian Brandt: „Er bestätigte gegen den FCA seine zuletzt aufsteigende Tendenz, stand nicht zuletzt wegen der Dortmunder Personalprobleme im Mittelfeld wie schon vor Wochen beim spektakulären 4:3-Erfolg in Leverkusen zum zweiten Mal in dieser Saison in der Startelf. Und rechtfertigte erneut das Vertrauen des Trainers. In Leverkusen hatte Julian Brandt mit einem Traumtor das 2:2 erzielt, jetzt durfte er sich sogar als Siegtorschütze feiern lassen und hielt die Borussia, die nach der frühen 1:0-Führung durch den Foulelfmeter von Raphael Guerreiro vor der Pause den Ausgleich durch Andi Zeqire hinnehmen musste, im Meisterschaftsrennen weiter auf Kurs.“

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