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Frankfurt hadert, Dortmund jubelt und für Wölfe-Coach Florian Kohfeldt wird es immer enger

Kai Butterweck | Dienstag, 11. Januar 2022 Kommentare deaktiviert für Frankfurt hadert, Dortmund jubelt und für Wölfe-Coach Florian Kohfeldt wird es immer enger

Die Rückrunde startet mit viel Rambazamba in Frankfurt, einem Trainer unter besonderem Druck und einer nicht ganz unwichtigen Frage

 

Kurz vor Schluss gibt Eintracht Frankfurt den bereits sicher geglaubten Sieg gegen Borussia Dortmund noch aus den Händen. Ingo Durstewitz (FR) zeigt dennoch mit beiden Daumen nach oben: „Interessant ist, dass die Eintracht aus dem Januar 2022 mit der aus dem August 2021 nicht mehr viel gemein hat. Wirkte zu Saisonbeginn vieles abgehackt und gestückelt, alles irgendwie angestrengt und schwerfällig, so ist die Entwicklung des Spielstils bemerkenswert. Am Samstag lief der Ball im ersten Durchgang wie an der Schnur gezogen durch die Reihen, stets war die Mannschaft darum bemüht, fußballerische Lösungen zu finden, oft genug befreite sie sich mit Ein-Kontakt-Kombinationen aus der Bedrängnis und initiierte einen ihrer überfallartigen Gegenangriffe. Die Dortmunder wurden von der Wucht, der Spielstärke und dem Tempo der Hessen überrollt.“

Wie geht es der Eintracht allgemein so? Marc Heinrich (FAZ) schlägt die Hände vors Gesicht: „Die wirtschaftlichen (und damit sportlichen) Kollateralschäden der Pandemie werden weit über die Marke von 45 Millionen Euro hinausgehen, die der Klub in einer vorläufigen Bestandsaufnahme veranschlagte. Seine Handlungsfähigkeit ist schon heute eingeschränkt. Aktuell zehrt der Klub vom Polster, das er sich in besseren Tagen seit 2017 aufbaute. Aber das Geld ist bereits knapp, um in dieser Transferperiode adäquat nachzubessern. Angebracht wäre es, zumal in der Offensive die Gestaltungsmöglichkeiten limitiert sind, wie es gegen Dortmund mit der Einwechslung des bemitleidenswerten Lammers sichtbar wurde.“

Vermessen und gefährlich

Ist der BVB jetzt wieder auf Kurs? Stefan Rommel (spox.com) schüttelt den Kopf: „Es war nicht Dortmunds vehementer Druck, der die Partie wieder öffnete, sondern der Gegner. Dem Frankfurter Spiel entwich nach Sebastian Rodes Auswechslung minütlich mehr Energie und am Ende war es der BVB, der die kleinen Unkonzentriertheiten des Gegners schlicht gnadenloser nutzte. Der Sieg war brutal wichtig, um lästige Diskussionen erst gar nicht zuzulassen. Von einer Kehrtwende bei erneut zwei Gegentoren und einer allenfalls ordentlichen Gesamtleistung zu sprechen, ist aber vermessen und gefährlich.“

Nach seinen beiden Toren gegen Leverkusen wird der Unioner Grischa Prömel von den Köpenicker Fans auf Händen getragen. Kit Holden (Tagesspiegel) feiert mit: „Auch wenn er für das eine oder andere taktische Foul gut ist, ist Prömel eher nicht der klassische Kämpfer-Typ, den man bei Union sonst so gerne schätzt. Er ist eher einer für den Spielaufbau, der das Mittelfeld in einem lässigen, etwas aus der Zeit gefallen Trab zu patrouillieren scheint. Auch am Samstag bei seinem ersten Tor sah er beim Abschluss und Jubel so aus, als ob er eher auf dem Strand von Rio de Janeiro eine entspannte Runde Footvolley spielen würde. Doch in Wirklichkeit waren seine Reaktionen blitzschnell und sein Abschluss eiskalt.“

Am Abgrund

In Wolfsburg gerät Trainer Florian Kohfeldt immer mehr unter Druck. Jan Christian Müller (FR) erinnert sich: „Der ehemalige Werder-Coach Kohfeldt ist mit den Grün-Weißen aus der Autostadt jetzt ganz in der Nähe von jenem Standort in der Bundesligatabelle unterwegs, an dem er sich mit den Grün-Weißen aus der Hansestadt befunden hatte, als er im Mai vergangenen Jahres einen Spieltag vor Ultimo beurlaubt wurde: tief drin im Keller.“

Florian Wichert und Robert Hiersemann (t-online.de) stellen sich die Frage: Braucht es eine Vertragsrevolution in der Bundesliga, um den Pandemiebedingungen gerecht zu werden? Erstgenannter ist dafür: „Wo Skifahren aufgrund der Verletzungsgefahr verboten ist, muss auch die Fernreise aufgrund der Infektionsgefahr untersagt sein – genauso wie der Besuch im Club. Zumindest in der Pandemie. Verpflichtendes Impfen, Verhaltensregeln – wahrscheinlich hilft nur eine Vertragsrevolution mit Passagen, in denen am besten gleich empfindliche Strafen bei Missachtung festgelegt sind. Dem FC Bayern hätten solche Klauseln in den letzten Monaten einen immensen Schaden erspart.“

Kollege Hiersemann hingegen sieht das ein bisschen anders: „Die Ignoranz einiger Spieler darf nicht die Grundlage dafür sein, dass neue Klauseln in die Profiverträge gesetzt werden. Wenn einige so hochgelobte Superstars des Rekordmeisters aktuell ein schlechtes Vorbild abgeben, dann hat der FC Bayern ein Problem und nicht die Liga.“

Auf der Überholspur

Nino Duit (spox.com) beschäftigt sich mit Bayern-Juwel Lucas Copado: „Er kommt vorrangig als Mittelstürmer zum Einsatz, verglichen wird er gerne mit Miroslav Klose. Wie der WM-Rekordtorschütze ist auch Copado trotz seiner Körpergröße von 1,87 Metern nicht übermäßig robust, glänzt dafür aber mit gutem Stellungsspiel und seinen Abschlussqualitäten. Mitgeschult hat diese Fähigkeiten übrigens Klose selbst, der ihn einst in der U17 des FC Bayern trainierte.“

Bei der Hertha wird hinter vorgehaltener Hand viel über die Rolle von Rückkehrer Kevin Prince Boateng getuschelt. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) klärt auf: „Natürlich stellt Boateng immer noch etwas dar. Er hat in den großen Ligen Europas gespielt, für Klubs wie den AC Mailand, den FC Barcelona und Tottenham Hotspur. Aber dass er bei Hertha innerhalb des Teams immer noch als Wort- und Anführer wahrgenommen wird, das erzählt vor allem etwas über die Struktur innerhalb des Kaders. Kevin-Prince Boateng ist bei Hertha BSC auch deshalb immer noch so stark, weil es niemanden gibt, der ihm die Führungsrolle wirklich streitig machen kann. Und will.“

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