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Bundesliga

Hertha und Windhorst – Chaos ohne Ende

Kai Butterweck | Freitag, 7. Oktober 2022 1 Kommentar

Nach Wochen der Ruhe brennt in Charlottenburg wieder der Baum. Der Grund: die zerrüttete Ehe mit Investor Lars Windhorst

Hertha-Investor Lars Windhorst kündigt in einem Facebook-Post das Ende der Zusammenarbeit mit Hertha BSC an. Pit Gottschalk (sport1.de) schüttelt mit dem Kopf: „Windhorst hat nie seine Liebe zu Hertha gefunden, sondern nur Geld gesucht. Sonst hätte er dem Verein Jens Lehmann, Anflüge von Größenwahn, verspätete Zahlungen und die Spionage-Affäre erspart. Vermutlich werden sie bei Hertha BSC schnell feststellen, dass sie das Geld zum Rückkauf der Anteile nicht auftreiben können, und ihre Abhängigkeit erkennen. Dann hätte Windhorst sogar gewonnen. Das wäre der Albtraum jedes Hertha-Fans: Man wird die Geister, die man rief, nicht mehr los. Beim HSV heißt der Poltergeist Klaus-Michael Kühne, bei Hertha Lars Windhorst.“

Lisa de Ruiter (sky.de) wünscht sich ein Ende mit Schrecken: „Präsident Bernstein war zum Anfang seiner Kandidatur und auch zu Beginn seiner Präsidentschaftszeit noch zuversichtlich, mit Windhorst einen gemeinsamen Weg gehen zu können. Der neue Knall dürfte all die Zuversicht zunichte gemacht haben. Das Beste, was Hertha jetzt passieren könnte, wäre eine endgültige Trennung von Windhorst. Das würde endlich „richtige“ Ruhe in den Verein bringen, man könne sich wieder gänzlich auf das Sportliche konzentrieren. Dann würde man sich auch mit den Windhorst-Stories, die an eine Krimi-Serie erinnern, nicht immer wieder zur Lachnummer machen.“

Keine Spur von Selbstreflexion

Dominik Kaiser (ran.de) nimmt sich den Ankläger zur Brust: „Die Wahrheit ist: Es ist seine einzige Chance, noch halbwegs sein Gesicht zu wahren, sofern das überhaupt noch möglich ist. Also geht er in die Offensive, schiebt die Schuld dem Verein in die Schuhe und bezichtigt, mal wieder, einen Präsidenten der Lüge. Keine Spur von Selbstreflexion oder ein Eingeständnis des eigenen Größenwahns – ein klassischer Napoleon-Komplex.“

Frank Hellmann (FR) legt noch eine Schippe drauf: „Lars Windhorst, der Namen ist vielleicht in diesem Fall wirklich Programm, scheint ein windiger Geselle. Spielt mit Millionen und Investitionen, bedient Interessen und erfüllt Sehnsüchte – oder auch nicht. Ein Jongleur der Finanzwelt, dem viele in diesem Metier misstrauen. Denn was der 45-Jährige ankündigt, hält er nicht immer. Er ist ein Meister im Versprechen, Verschieben und Verschleiern.“

Der Größenwahn ist weg

Robert Ide (Tagesspiegel) blickt nach vorne: „Drei Jahre Wahnsinn haben am Ende auch viel Gutes: Einige der Windhorst-Millionen gelten Herthas Schulden ab. Der starre Vereinspatron Gegenbauer ist weg, ebenso sein sportlich schwacher Manager Michael Preetz. Jetzt auch der Größenwahn. Big City Club? Bei Hertha will Windhorsts Worte schon lange keiner mehr hören.“

Hat Lars Windhorst tatsächlich eine israelische Detektei beauftragt? Uwe Ritzer (sueddeutsche.de) stapelt Fragezeichen: „Was den Fall Windhorst/Hertha/Shibumi so rätselhaft macht: Warum hätte Windhorst einen Millionenbetrag an eine israelische Agentur zahlen sollen, um den ohnehin umstrittenen und angeschlagenen Werner Gegenbauer als Klubpräsidenten zu diskreditieren? Oder, anders herum betrachtet: Warum sollten die Israelis auf eigene Faust und ohne Auftrag eine solche Kampagne fahren, Meinungsmacher aus dem Hertha-Umfeld und sogar Ex-Bundesminister Jürgen Trittin ansprechen, wenn es keinen Auftrag dafür gegeben hat? Die bei Gericht in Tel Aviv eingereichten Unterlagen lesen sich schlüssig, aber sind sie auch echt? Oder gefälscht, wie Windhorst mit seinen bisherigen Reaktionen suggeriert? Wer ist es, der hier Fake News verbreitet? Und warum? Mit welchem Ziel?“

Abschreckend für Vereine und Investoren

Johannes Kopp (taz) verteilt Warnschilder: „Das Dilemma ist nun: Wer soll die Anteile von Windhorst, die längst keine 374 Millionen Euro mehr wert sind, kaufen? Dafür kämen eigentlich nur Spinner in Frage. Hertha BSC Berlin ist sowieso pleite. Investor und Verein sind wohl wie bei 1860 München auf unabsehbare Zeit in gegenseitiger Geiselhaft miteinander verbunden. Dieses Szenario müsste jetzt dank Windhorst und Hertha abschreckend auf alle Vereine und Investoren wirken.“

David Bedürftig (ntv.de) ist gespannt: „Allerdings birgt der Abschluss dieser Posse auch eine Chance. Denn die neue Vereinsführung kann sich nun von den Strukturen lösen, die genau gegenteilig sind zu dem, wofür sie stehen will. Eine Art Neugeburt durch das größtmögliche Chaos. Kann dieser Neustart, der diesmal nicht nur die Mannschaft betrifft und der auch die Fans in Überlegungen mit einbezieht, im Klub wirklich langfristig etwas verändern? Sieht die Bundesliga bald die neue Hertha?“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Hertha und Windhorst – Chaos ohne Ende”

  1. Hertha
    Freitag, 7. Oktober 2022 um 11:34

    Das ist doch alles sehr nebulös! Seit Anfang der Investition hatte Herr W schlechte Karten bei einigen Hertha Fans und vereinsintern im Club bei den ewiggestrigen, die fürchteten, ihre jahrzehntelang abgesessene Position oder Entscheidungsmacht loszuwerden, wenn sich der Verein innoviert. Das ist aber nötig, damit der Verein weiterlebt, nicht nur dahinvegetiert, wie mit Gegenbauer. Magath und Klinsman haben Hertha afgegeben, als sie die verkrusteten Strukturen auch in den untersten Ebenen sahen, viele andere Trainer wußtens schon und wollten gar nicht erst anfangen. Schuld trägt Hertha mit den ewiggestrigen Absitzern, die nur ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Einen Investor muß man hofieren, den darf man nicht verärgern!

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