Ballschrank
Plagiat in der FAS
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| Donnerstag, 25. März 2004Am 18.1. veröffentlicht die FAS einen „geklauten“ Artikel: dd schreibt „Der Fußball eint Feinde von damals“, eine kleine Reportage über Fußball in Ruanda. Im Nationalteam Ruandas, erstmals für den Afrika Cup qualifiziert, spielen Täter und Opfer des Bürgerkriegs von 1994 erfolgreich und harmonisch – eine bemerkenswerte Geschichte, deren Bearbeitung dds der indirekte Freistoss am 19.1. als „sehr lesenswert“ zitiert .
Silke Burmester (taz) weist drei Tage später darauf hin, dass es sich bei dem Text um eine gekürzte Übersetzung einer Reportage Matt Thomsons in Four Four Two (2/2004) handelt, der renommierten englischen Fachzeitschrift. Burmester: „dd hat das Stück geklaut (…) Anders als viele Journalisten, die ausländische Lektüre zur Themenfindung nutzen, Themen dann aber neu recherchieren und sich eigene Protagonisten suchen, hat dd den Text lediglich übersetzt und ihm eine neue Dramaturgie verpasst. Der Artikel hätte selbst bei diesem Eingriff moralisch und rechtlich nur unter dem Namen Thomsons erscheinen dürfen.“ Ein unfeines Vorgehen des Autors, was sich bei der Lektüre beider Texte bestätigt. Die Redaktion der FAS, eine an dieser Stelle oft zitierte Zeitung, bedaure den Vorfall; Redakteur Volker Stumpe sei „ahnungslos“ gewesen, schreibt Burmester.
Ich bedaure, dass ich erstens den Schwindel nicht festgestellt habe. Zweitens kann ich aus verschiedenen Gründen den Fall erst jetzt (30.1.) beurteilen. Auf vielfachen Wunsch meiner Leser sowie einigen Kollegen dokumentiere ich den Diebstahl geistigen Eigentums in Auszügen, zuerst jeweils das Original, dann die Übersetzung:
Matt Thomson: “Karekezi was a victim too. Among the one million murder victims were the 23-year-old’s mother, sister and brother. “My brother was killed in front of my own eyes when I was only 12 years old. I escaped to a nearby church with my mother where he waited for people to come and save us. But even in the church, we weren’t safe and they killed my mother. I escaped from the church and I was walking around the street in a daze when I was spotted by a man who used to coach me … and he wanted to save me so he hid me in his house until the killing was over. The most remarkable thing is that this man was a Hutu. He was supposed to kill me.””
dd: “Seine Geschwister wurden vor seinen Augen ermordet. Er flüchtete mit seiner Mutter in eine Kirche. Doch dort brachten sie auch seine Mutter um. Dann lief der zwölf Jahre alte Olivier Karekezi ziellos und wie betäubt durch die Straßen, bis ihn ein Mann auflas, der ihn von früher kannte. Es war der Trainer von Karekezis Fußballteam. Der Mann versteckte den Jungen, obwohl er sich damit in Lebensgefahr brachte. Denn er war ein Hutu und Karekezi ein Tutsi. Er hätte mich eigentlich umbringen müssen, sagt Karekezi.”
MT: “A 4-2 defeat in Ghana was followed by a controversial 0-0 draw at home to Uganda which ended with the visitors accusing Rwanda keeper Mohammud Mussi of using juju, or witchcraft, as he made miraculous save after another.”
dd: “Einem 2:4 in Ghana folgte zu Hause ein mühseliges 0:0 gegen Uganda. Bei diesem Spiel immerhin hielt Torwart Mohammed Mossi so gut, daß ihm die Ugander vorwarfen, er habe Juju, also geheime Zauberkräfte, benutzt.”
MT: „… when the Rwandas got stuck in traffic and arrived at the stadium two hours late, almost forfeiting he match. Play finally began, only to stop 15 minutes later amid a mass brawl involving all 22 players, several Ugandan police and various officials. Mossi was again blamed for the ruck, having proclaimed before kick-off. “I’ve got electric juju today. It’ so strong you can’t see it.”
dd: “Beim Rückspiel wurde es dann richtig kurios. Erst blieb die Mannschaft auf dem Weg ins Stadion im Stau stecken und traf erst kurz vor Anpfiff ein. Dann behauptete Torwart Mossi frech: Heute benutze ich elektrisches Juju, das ist so stark, daß es für alle unsichtbar ist. Diese Provokation mündete nach einer Viertelstunde Spielzeit in eine Schlägerei, an der sich alle Spieler, viele Funktionäre und einige Polizisten beteiligten.”
MT: ““The stadium was full. Tutsis and Hutus stood side by side singing our new national hymn, our new national flag fluttered proudly over the stadium and our president was watching the match”, recalled Karekezi. “I had a lump in my throat because I summed up what football has done in this country. It can help give us a new start.””
dd: “Das Stadion war voll, Tutsis und Hutus standen nebeneinander und sangen unsere neue Nationalhymne. Ich hatte einen Kloß im Hals, weil ich zum erstenmal spürte, was der Fußball getan hat. Was wir erreicht haben, macht unser Land froh und stolz – trotz der schrecklichen Vergangenheit.”